Schloss Corvey an der Weser ein
Abriss seiner Geschichte und seines Baues
Vorwort zur ersten Auflage
Corvebeia Nova, Corvey die
älteste und berühmteste Benediktinerabtei im Lande der
altgermanischen Sachsen, war von jeher für den Forscher
vaterländische Geschichte, den Kunst- und Altertumsfreund von großer
Anziehungskraft; besonderes Interesse aber hat es genommen, seit mit
Beginn des vorigen Jahrhunderts die Teilnahme aller Gebildeten mehr
und mehr dem deutschen Vaterlande, seine Geschichte, seinen
Baudenkmälern und Kunsterzeugnissen sich zugewandt hat.
Seit einigen Jahrzehnten hat
die erleichterte Art des, wieso manche andere Gegend, auch die der
Weser mit ihrem romantischen und malerischen Ufern zahlreichem
Fremdenverkehr flossen, und tausende von Reisenden besuchen diese
früher kommen dem Namen nach getarnten anmutigen Täler und besonders
auch die ehemalige Benediktinerabtei Corvey.
Schon in der zweiten Hälfte
des 8. Jahrhunderts tritt diese Gegend in die Weltgeschichte ein; in
der Schlacht an dem nahe bei Corvey gelegenen Brunsberge überwand im
Jahre 775 Kaiser Karl der Große den Sachsenherzog Bruno, zu dessen
Besitzungen das Landgut gehörte, auf welchem im Jahre 822 das
Kloster Corvey gegründet wurde.
Der älteste Teil der Corveyer
Kirche ist in den Werken bedeutender Kunsthistoriker als ein
hervorragendes Beispiel frühromanischen Kirchenbaues erwähnt. Corvey
verdanken wir die Erhaltung der fünf Bücher des Tacitus, welche im
Jahre 1517 hier aufgefunden und dann nach Rom gesandt wurden. Auch
die Sage hat die alte Abtei in ihrem Kreis gezogen und vielfach
umwoben.
Ein erhöhtes Interesse gewann
Corvey in neuester Zeit durch Webers herrliche Dichtung
"Dreizehnlinden". Zwar suchen wir hier die dreizehn Linden aus jener
altersgrauen Zeit vergebens, denn von Corvey ältesten Linden, beim
Kreuz am Ufer der Weser, reichen wohl nur zwei in jene Zeit zurück,
als Abt Warin hier seines Amtes waltete, doch deuten schon gleich im
Anfange der Dichtung die Reime:
"Männer, die vor tausend
Sommern
Durch den Nehtegau geschritten,
Heidenleute, Christenleute,
Was sie lebten, was sie litten"
Unzweifelhaft auf Corvey hin,
dessen Grundbesitz einen Teil des nahen Nethegaues umfasst.
Zunächst sollten die folgenden
Blätter den Besuchern Corveys gewidmet sein, ihnen als Führer dienen
und Aufschluss über die am häufigsten gestellten Fragen geben; es
berührt die Beschreibung des Baues, jedoch auch einige bis jetzt
unbekannte oder nicht genugsam gewürdigte Punkte, über welche der
daher die gemachten Mitteilungen auch für weitere Kreise nicht ohne
Interesse sein dürften.
Corvey, den 17. Mai 1895.
A. Hanemann
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Dieses von meinem verstorbenen
Vater verfasste Heftchen erfährt hiermit die zehnte Auflage.
M. Hanemann
Geschichtliches
Als Kaiser Karl der Große im
blutigen Ringen die Sachsen überwunden hatte, beschloß er in ihrem
Lande Klöster zu errichten, damit durch diese der mit der dem
Schwerte eingeführte christliche Glaube Eingang in die Herzen der
nur äußerlich Bekehrten finden möge um hierfür geeignete Männer zu
erziehen, schickte er junge Edle aus dem Sachsenlande in Fränkische
Klöster. Die Gründung dieser Klöster erlebte jedoch Karl nicht mehr;
unter seinem Sohne, Ludwig dem Frommen, wurde die erste
Niederlassung von Mönchen im Lande der Sachsen gegründet und zwar
von dem im nordwestlichen Frankreich nahe bei der Stadt Amiens
gelegenen Kloster Corbie aus. Hierher waren einige der jungen
Sachsen gekommen und der fromme Abt dieses Klosters Adelhardus,
Vetter Karls des Großen wurde von dem Wunsche beseelt, selbst die
Gründung eines Klosters im Vaterlande dieser edlen Jünglinge in die
Hand zu nehmen. Als er sein Vorhaben den jungen Sachsen Vordruck, er
bot sich einer derselben, Theodradus, die Überlassung eines als
Grundstück geeigneten Grundbesitzes für die neue Ansiedlung auf
seinem, im Sollinger Walde gelegenen, väterlichen Erbe zu erwirken.
Vorläufig stellten sich jedoch
der Ausführung des Werkes Hindernisse entgegen denn die Eltern
Theodrads weigerten sich auf den Plan ihres Sohnes einzugehen und
Adelhard musste für den Kaiser eine Reise nach Italien unternehmen;
dann starb der Kaiser und Adelhard der bei dem neuen Kaiser Ludwig
dem Frommen in Ungnade gefallen war, wurde in ein anderes entferntes
Kloster verwiesen. Statt seiner wählte man in Corbie einen neuen
Abt, der ebenfalls Adelhard hieß.
Dieser nahm den Plan seines
Amtsvorgänger, im Lande der Sachsen ein Kloster zu gründen, mit
Eifer auf, reiste nach Paderborn, als der Kaiser Reichstag hielt und
erwirkte von diesen die Genehmigung zur Ausführung des Plans.
Nachdem so dann auch die Eltern des Theodrad umgestimmt waren, wurde
die erste Niederlassung der Mönche aus dem Kloster Corbie im Jahre
816 im Sollinger Walde gegründet, an einem Orte Hethie, Hetha, auch
Hechi genannt da, wo heute das Dorf Neuhaus liegt.
Diese Niederlassung blieb eine
Filiale des Mutterklosters und wurde, ebenso wie dieses, Corbie
genannt, die niedersächsische Mundart hat dann aus diesem Namen
Corvey gemacht, so wurde das Kloster dann auch in der Folge
allgemein genannt.
Wohl hatte man sich für die
neue Ansiedlung einen verhältnismäßig günstigen Ort ausgewählt, doch
erwies sich der Boden zu unfruchtbar und das Klima zu rauh, um einer
größeren Anzahl von Mönchen dauerhaften Aufenthalt ohne Hilfe von
außerhalb gewähren zu können, und da auch die Wasserverhältnisse
ungünstig sich gestalteten, so dachte man schon sehr bald daran,
nach einem günstiger gelegenen Orte überzusiedeln.
Inzwischen war die Unschuld
Adelhards des Älteren an den Tag gekommen und er ehrenvoll nach
Corbie zurückgekehrt.
Sobald er hier erfahren, dass
der von ihm gehegte Wunsch, im Sachsenlande ein Kloster zu gründen,
bereits verwirklicht worden sei, reiste er dorthin, die neue
Niederlassung zu besuchen; er fand sie in sehr dürftiger Lage und
gewann die Überzeugung, dass die Mönche hier ferner nicht würden
leben können. Adelhard beschloss daher, vom Kaiser die Überweisung
eines geeigneteren Platzes für das Kloster zu erbitten, zu welchem
er sich dann auch in Begleitung seines Halbbruders Walo begab.
Kaiser Ludwig der Fromme zeigte sich dem Anliegen der beiden
ehrwürdigen Väter geneigt und schenkte dem Kloster außer dem
bisherigen Besitzt im Solling das Landgut hucxori eine Meile südlich
von der bisherigen Niederlassung in fruchtbare Ebene am linken
Weserufer gelegen.
Hier, wo die Schelpe, ein
kleiner Nebenfluß der Weser mündet, wurde das neue Kloster Corvey
gegründet und am 22 September 822 das erste heilige Messopfer an
derselben Stelle gefeiert, wo heute noch die Kirche zu Corvey steht.
Das war der Anfang dieses
später so berühmten Benediktiner-Klosters, welches nunmehr unter
seinem ersten Abt, Adelhard dem Älteren, eine selbstständige Abtei
bildete.
Feierlich vollzog denn der
Kaiser zu Ingelheim am 27 Juli 823 die Schenkung der königlichen
Villa hucxori nebst allem Zubehör durch eine Urkunde, in welcher er
dem Kloster auch freie Abtswahl verlieh.
Durch eine zweite Urkunde von
demselben Tage verlieh der Kaiser dem Kloster die den Klöstern in
Frankreich bewerten Vorrechte, eigene Gerichtsbarkeit und Befreiung
von allen Abgaben wie vom Heerbanne.
Nach der ersten dieser
Urkunden hat der Kaiser Ludwig der Fromme dem auf seinen Befehl in
der Provinz Sachsen erbauten Kloster Corvey Reliquien des heiligen
Stephanus, des ersten Märtyrers, aus seiner Hofkapelle geschenkt.
Hieraus ist es erklärlich, dass die Kirche von Corvey und ihr
Hochaltar dem heiligen Stephanus geweiht sind.
Im Jahre 836 erhielt das
Kloster dann auch noch die Reliquien des heiligen Vitus, jenes
heldenmütigen Knaben, welcher unter dem römischen Kaiser Diokletian
den Martertod erlitt.
Unter König Pippin war dieser
heilige leib in das Kloster zum Heiligen Dionysius bei Paris – St.
Denis - gebracht worden. Der Abt dieses Klosters, Hilduin, kam bei
Kaiser Ludwig dem Frommen in Verdacht, es mit dessen Söhnen gegen
ihn gehalten zu haben, und deshalb wurde Hilduin in das Kloster
Corvey verwiesen, wo damals Warin, ein naher Verwandter des Kaisers,
Abt war, der treu auf dessen Seite stand.
Warin er wirkte schon bald für
Hilduin die Erlaubnis, nach St. Denis zurückkehren zu dürfen, und
dieser, gerührt durch den Freundschaftsdienst, schenkte nach seiner
Rückkehr dem Kloster Corvey die Reliquien des heiligen Vitus; sie
wurden vom Abt Warin in St. Denis abgeholt und in feierlichem Zuge,
unter großer Beteiligung der Sachsen nach Corvey übertragen.
Hier wurde der heilige Vitus
zum Compatron der Kirche erwählt, und sein Name ist seit jener Zeit
von dem Coreys unzertrennlich. Ihm zu Ehren wurden neue Kirchen
gebaut und erhielten aus Corvey von dessen Reliquien. Bei ihren
Missionen trugen Corveys Mönche Namen und Ruhm dieses Heiligen nach
dem Norden, wo der dann hoch verehrt wurde.
Viele berühmte und heilige
Männer sind aus dem Kloster Corvey an der Weser hervorgegangen. Der
Mönch Bruno wurde sogar Papst und regierte unter dem Namen Gregor V.
von 996 bis 999; fünf Mönche aus Corvey nahmen den erzbischöflichen
Stuhl von Bremen und Hamburg ein, unter ihnen der heilige Anscharius
; Thiagrinus wurde Bischof von Halberstadt, Rabanus Maurus Bischof
von Fulda, dann Erzbischof von Mainz, Alfredus wurde Bischof von
Hildesheim, und 13 der Corveyer Mönche gelangten zu Kardinalswürde.
Fast ein Jahrtausend hat
dieses Benediktinerkloster zum Segen und Heile der Menschen unter
der Gunst und Ungunst der Zeiten gewirkt, bis dann gegen Ende des
18. Jahrhundert Abt und Patres der Abtei zu der Ansicht kamen, die
Abtei werde als solche ferner nicht bestehen können. Im Jahre 1786
wandte sich der Abt Theodor von Brabeck mit der Bitte an den
Heiligen Vater, es möge die Abtei in ein Bistum umgewandelt werden,
indem er geltend machte, das die Satzungen des Klosters nur die
Aufnahme adeliger Novizen gestatten, solche aber zum Eintritt sich
nicht meldeten; eine Änderung dieser Regel gehe nicht an, denn
dadurch würde man nicht nur den Landadel beleidigen, sondern es
würde dadurch auch das Verhältnis zu den Vasallen der Abtei getrübt
werden, und zu diesen gehörten regierende Fürsten, wie der Kurfürst
von Hannover, der Herzog von Braunschweig, der Landgraf von Hessen,
und die Fürsten von Waldeck und Lippe; diese Fürsten müsse man sich
zu Freunden halten, um in Zeiten der Gefahr bei ihnen Schutz zu
finden; durch die AufnahmeWürde aber, so wird in dem Schreiben des
Abtes weiter gesagt, die Abtei zu einem Bistum erhoben, so könnte
allen etwa zu befürchteten Übelständen vorgebeugt werden, die
Stellen der Domherren würden viele Bewerber finden, selbst aus dem
hohen Adel, dadurch werde nicht nur das Ansehen des Fürstbischofs
gehoben, sondern auch die Gefahr der Säkularisation in weitere Ferne
gerückt werden.
In Rom fand dieser Plan keinen
Anklang, und trotz der Anstrengung Nichtadliger aber würden jene
hohen Herren sich in ihrem Ansehen gekränkt fühlen und ihre
Verbindung mit der Abtei lösen.
Würde aber, so wird in dem
Schreiben des Abtes weiter gesagt, die Abtei zu einem Bistum
erhoben, so könnte allen etwa zu befürchteten Übelständen vorgebeugt
werden, die Stellen der Domherren würden viele Bewerber finden,
selbst aus dem hohen Adel, dadurch werde nicht nur das Ansehen des
Fürstbischofs gehoben, sondern auch die Gefahr der Säkularisation in
weitere Ferne gerückt werden.
In Rom fand dieser Plan keinen
Anklang, und trotz der Anstrengung, und trotz der angestrengten
Bemühungen seitens der Abtei vergingen fünf Jahre, bis der Heilige
Vater sich bewegen ließ, die Bulle über die Umwandlung der Abtei
Corvey in einem Bistum zu unterzeichnen; das geschah am 23 April des
Jahres 1792, und am 18. Juni dese Jahres 1792 wurde der bisherige
Abt, Theodor von Brabeck, zum Bischof von Corvey präkonisiert.
Nachdem dann die Bulle über
die Umwandlung auf des Befehl des Papstes dem deutschen Kaiser zur
Genehmigung vorgelegt war, und man die von dieser Seite geltend
gemachten Bedenken behoben hatte, fand am 19. Februar 1794 die
Umwandlung wirklich statt und der neue Fürstbischof wurde am
folgenden 1. Juni feierlich konsekriert.
So hatte dann endlich, infolge
eifriger Bemühungen der eigenen Ordensmitglieder, die altehrwürdige
Abtei Corvey aufgehört zu bestehen, und ihr letzter Abt war jetzt
Bischof einer eigenen, wenn auch kleinen Diözese.
Lange sollte er sich dieser
Errungenschaft nicht erfreuen denn nach kaum vier Monaten, 25.
Oktober 1790 starb Theodor von Brabeck.
Das Fürstbistum, bestand nur
wenige Jahre. Schon unter dem zweiten Fürstbischofe, Ferdinand von
Lüninck, wurde er selbst anderen Klostergütern durch den
Reichsdeputations-Hauptschluß zu Regensburg vom 25 Februar 1803
säkularisiert, das heißt er wurde in die „Masse“ geworfen, aus
welcher diejenigen deutschen Fürsten entschädigt werden sollten,
welche durch den Frieden von Luneville, beschlossen am 9 Februar
1801 Einbuße an ihrem Besitz erlitten hatten.
Das Bistum Corvey blieb zwar
bestehen, doch fehlten zu dauerndem Fortbestande die notwendigen
Mittel, und zwar nicht nur in materieller, sondern auch in geistiger
Beziehung. Schon seit Jahren war Corvey zu einer Versorgungsanstalt
für nachgeborene Söhne von Adeligen herabgesunken, und dem Seminar,
der Grundlage für einen Diözesanklerus, fehlte es an Alumnen, wie an
Lehrkräften.
Im Jahre 1818 bewarb sich der
Corveyer Bischif, Ferdinand von Lüninck, erfolgreich um den
erledigten Bischofsstuhl von Münster, wo er am 7. Juli 1821
feierlich inthronisiert wurde; seinen dauernden Aufenthalt aber nahm
er wieder im Corvey dessen Diözese zufolge der päpstlichen Bulle de
salute animarum, auf Wunsch des hochbetagten Bischofs von Paderborn,
Franz Egon von Fürstenberg, erst nach dessen Ableben mit der Diözese
Paderborn vereinigt werden sollte.
Diese Vereinigung fand jedoch
erst nach dem am 18 März 1825 erfolgten Tode Ferdinands von Lüninck
statt.
Den nachhaltigen Bemühungen
Friedrich Wilhelms königs von Preußen, wie gelang es bei verteilung
der durch den Reichsdeputationshauptschluss im Jahre 1803 gebildeten
länder Masse, die zu einem gemeinsamen weltlichen Fürstentümer
vereinigten fürstbistum kawaii und Fulda nebst Dortmund seinem
Oheim, dem von seinen Untertanen wiederholt Vertriebenen Statthalter
der Niederlande, wilhelm zuzuwenden, welche dieser noch in demselben
Jahre seinem Sohne abtrat. Der neue Fürst Wilhelm Friedrich, prinz
von Oranien-Nassau, nahm seine Residenz in Fulda.
Im Jahre 1807 wurde das kaum
erstandene Fürstentum dem von Napoleon geschaffenen Königreiche
Westfalen einverleibt; aber auch dies war, wie bekannt, von nur
kurzer Dauer. Nach dem zweiten Pariser Frieden - 20. November 1815,
kam Corvey ankreuzen und wurde von diesem dem Landgrafen Viktor
Amadeus von Hessen-Rotenburg als Ersatz für die Grafschaft
Katzenellenbogen angeboten und von dem Landgrafen angenommen.
Die Grafschaft, eine
rheinische Besitzung, gehörte dem genannten Landgrafen, welcher dem
am 12. Juli 1806 von Napoleon ins Leben gerufenen Rheinbunde nicht
beitrat und deshalb von Napoleon, dem Protektor des Rheinbundes,
derselben für verlustig erklärt wurde. Bei Neuordnung der
Verhältnisse wünschte Preußen die Grafschaft gegen Corvey zu
tauschen, und der Landgraf war mit diesem tausche einverstanden.
Bevor jedoch die Übergabe
stattfinden konnte, sollte eine vollständige Inventarisation und
Feststellung der Einkünfte vorgenommen werden; hierzu waren einige
Jahre erforderlich, und erfolgte dann die Übergabe aufgrund der
Ratifikationsurkunde vom 10. Mai 1820, am 24. Juni desselben Jahres.
Der Landgraf Victor Amadeus
von Hessen- Rothenburg, gehörte einer Nebenlinie von Hessen-Kassel
an, und solange er lebte, bestand neben dem Kurfürstentum
Hessen-Kassel die Landgrafschaft Hessen Rotenburg. Da Victor Amadeus
der letzte männliche Sproß seines Stammes war, so fiel mit seinem
Tode 12. November 1834 – zufolge eines hierfür bestehenden Vertrages
die Landgrafschaft an Hessen-Kassel.
Über den ganzen Umfang seines Allodial-Vermögens, insbesondere auch
über die ihm infolge der neuen Staatsveränderungen zuteil gewordenen
und unter der Vermittlung und Bürgschaft der Krone Preußens für
freies Allodium erklärten Besitzungen, zu welcher Corvey gehörte,
hatte der Landgraf Victor Amadeus mehrere letztwillige Verfügungen
errichtet, worin er, für den Fall des kinderlosen Ablebens, seinen
Neffen und Paten, den Prinzen Victor von
Hohenlohe-Waldenburg-Schillingsfürst,Der Bau geboren am 10.Februar
1818, zu seinem Universalerben und Nachfolger in dem ersten der
beiden von ihm gegründeten Fideikommisse eingesetzt hatte.Dieser
sollte dann, zufolge der letztwilligen bestimmung des Landgrafen,
gleich nach dessen Tode beim König von Preußen die erbliche
Verleihung der bereits von dem Erblasser geführten Titel Herzog von
Ratibor, Fürst von Corvey beantragen, und nach deren Verleihung
allein führen, nur bei voller Titulatur sollte er Prinz von
Hohenlohe pp. zufügen.
Nach seinem Tode am 30. Januar
1893 folgte ihm sein Sohn als Herzog Viktor Amadeus im Besitz
(geboren 6. September 1847) und nach dessen Tode am 9. August 1923
als dritter Herzog der neuen Linie der Erbprinz Viktor, geboren am
2. Februar 1879, der in Corvey am 11. November 1945 verschieden und
auf dem Corveyer Friedhofe bestattet ist. Den Besitz erbte sein
zweiter Sohn, Prinz Franz Albrecht, geboren am 23. Oktober 1920,
nachdem der erste Sohn, der Erbprinz, als Leutnant im 11.
Panzerregiment im Polenfeldzuge am 18. September 1939 vor dem Feinde
gefallen war.
Der Bau
Die ersten Gebräuchlichkeiten
der Kirche und des Klosters waren, um dem Bedürfnisse möglichst
rasch zu genügen, nur notdürftig aufgeführt; für den Gottesdienst
wurde zunächst eine kleine Kapelle errichtet, gleichzeitig aber der
Bau einer Kirche und des Klosters eifrig betrieben. Besonders
dauerhaft wird hier doch auch dieser Bau noch nicht gewesen sein, da
schon der zweite Abt, Warin, einen Neubau ausführen ließ. Er
vollendete und weihte schon im Jahre 844 eine neue Kirche St.
Stephanus. Der westliche, zweigeschossige Teil der Kirche, welcher
im unteren Geschosse fünfschiffig, im oberen Geschosse aber
dreischiffig ist, stammt aus dem neunten Jahrhundert. Die Kapitelle
der vier Säulen im unteren Geschoss wurden roh bossiert versetzt,
nur an dem der südwestlichen Säule sind einige der Akanthusblätter
ausgearbeitet, die für den antikisierenden Gebälkaufsatz
vorgesehenen Perlstäbe sind bei dreien nur zum Teil fertig gestellt,
während die sima der Abschlussplatte bei allen vollendet ist.
Offenbar sollten diese Kapitelle, wie das bei Bauausführungen nicht
selten geschieht, nach dem versetzen und nach Herstellung der
Gewölbe zu gelegener Zeit fertig ausgearbeitet werden; nachdem auch
hier der Anfang damit gemacht war, wurde ohne allen Zweifel die
Arbeit eines Tages ganz unvorhergesehener Weise abgebrochen und nie
wieder aufgenommen.
Nach Fuchs-Effmann stand
vielleicht der geeignete Künstler nicht mehr zur Verfügung. Es ist
aber auch sehr gut möglich, dass man bei der Krypta von dem
Ausarbeiten Abstand genommen hat in dem richtigen Empfinden, daß die
kräftige Bossenform der Kapitelle sich dem wuchtigen Gesamteindruck
besser anpasst, als dies bei einer minutiösen Ausarbeitung der Fall
gewesen wäre.
Die Kapitellformen der Säulen
des unteren Kirchengeschosses finden sich auch bei den Säulen der
Schallöffnungen im Zwischenbau der Türme, und ist ein Kapitell
vollständig ausgearbeitet. Demnach gehört dieser Zwischenbau, jedoch
mit Ausnahme seines obersten Geschosses, ebenfalls der Zeit des
neunten Jahrhunderts an. Jenes dessen Säulen Würfelkapitelle zeigen,
wie auch die Säulen der Schallöffnungen in den Türmen gehören einer
späteren Zeit an; dafür werden im Jahre 1145 - 1160 als Bauzeit
angegeben.
Die Helme der beiden Türme
sind mit Holzschindeln gedeckt.
Nicht weniger als 24 Jahre hat
der 30-jährige Krieg hier mit allen seinem Greuel gehaust und Land
und Leute verwüstet. Als endlich der Friede geschlossen wurde, war
Corvey ab- und ausgebrannt, zum wieder Aufbau zählten Mittel wie
Arbeitskräfte.
Als am 3. Oktober 1661 der Abt
Arnold von Waldois nach 23-jähriger Regierung starb, waren bereits
13 Jahre seit dem Friedensschlusse verstrichen, aber noch immer
hatte man zum Wiederaufbau weder Mittel noch Wege gefunden. Jetzt
bezweifelte man auch, daß von den Corveyer Mönchen einer imstande
sei, die zurzeit besonders schwere Bürde der Abtswürde zu tragen.
Denn nicht nur der Wiederaufbau von Kirche und Kloster warteten
seiner, es galt auch, ruhe und Ordnung wiederherzustellen.
Man kam deshalb überein, dem
frommen, kräftigen und umsichtigen Fürstbischofe von Münster,
Christoph Bernhard von Galen, neben seiner bisherigen Würde auch die
eines Abtes von Corvey anzutragen. Christoph Bernhard erklärte sich
zur Annahme der Wahl bereit und nahm, als bei dieser Halle stimmen
sich auf ihn vereinigt hatten, die Wahl und mit ihr den Titel eines
Administrators von Corvey an. Das geschah am 13. November 1661, und
im folgenden Jahre, am 10., hielt Christoph Bernhard seinen
feierlichen Einzug in Corvey.
Zunächst ließ Christoph
Bernhard im Jahre 1663 von der Alpen, größtenteils abgebrannten
Kirche eine Grundrisszeichnung anfertigen, welche noch vorhanden
ist. Danach schloss sich an den jetzt noch bestehenden westlichen,
unten fünfschiffige teil eine dreischiffige Kirche in den Weiten
Abmessungen, wie sieht das obere Geschoss des westlichen Teiles
aufweist und wohl auch in den nämlichen Höhen Verhältnissen, mit
geraden Balkendecken Versehen, sowohl über den breiten und hohen
Mittelschiff als auch über den niedrigen Seitenschiffen, über deren
Dächern noch Fenster für das Mittelschiff vorhanden waren.
Diese dreischiffige Teil der
Kirche hatte einschließlich des Chors eine Länge von 174 Fuß oder
56,22 m; das Chor allein muss 65 Fuß oder 21 m, und 61 Fuß westlich
vor den beiden östlichen Kursstufen befand sich der freistehende
Hochaltar, dann eben die erste Chorstufe.
Die Seitenschiffe bildeten
einen Chorumgang und verlängerten sich in gerader Richtung nach
Osten zu zwei Kapellen, zwischen denen sich eine größere Kapelle von
der Grundform eines Kreuzes befand. Die Sakristei war der Südseite
angebaut, und zwar östlich der jetzigen Marienkapelle.
Wie noch jetzt, so umgab gab
auch damals den nördlich der Kirche gelegenen Friedgarten ein
Kreuzgang.
Aus dem Formen des
Grundrisses, den geringen Mauerstärken, und aus dem Fehlen aller
strebt Pfeiler - nur im Chor waren viel geringe Pfeilervorlagen
vorhanden - lässt sich der Schluss ziehen,
Dass dieser Bau erst nach 1500
anstelle eines älteren Baus aufgeführt wurde.
Auch nicht der gesamte
fünfschiffige Teil der Kirche entstammt dem 9. Jahrhundert, die
östliche Pfeilerreihe mit den dieser zunächst stehenden Säulen und
den sich auf diese setzenden Gewölben gehören einer späteren Zeit an
und zwar der Übergangszeit von der Spätgotik zur Renaissance;
ersterer gehören die Säulenkapitelle, letzterer die Pfeilergesimse
an. Wahrscheinlich entstand die Erweiterung des fünfschiffige nen
teils gleichzeitig mit dem vorgenannten Bau.
Im Jahre 1596, unter Abt
Theodor von Beringhausen (1585 bis 1616), dessen Wappen an der
Stuckdecke des Johanneschors angebracht ist, wurden viele
Umgestaltungen am Westwerk der Kirche vorgenommen. Die Türme
erhielten ihre heutigen Giebel und Helme. Die Fenster erhielten
Spitzbogenformen. Die drei ursprünglich offenen Eingänge wurden mit
Türen versehen, wovon die Seitentüren bis heute erhalten sind. - die
Chronik meldet von ihm, dass er die Türme hat erhöhen lassen. Noch
manche andere bauliche Veränderungen dies der tatkräftige Abt
ausführen.
Christoph Bernhard übersandte
nach Corvey einen noch vorhandenen Bauriß, auf dessen Rückseite eher
eigenhändig am 14. Februar 1667 verfügt hat, dass nach diesem der
Kirchenbau zu Corvey, dem gemachten Kontrakt nach, aufgebaut und
vollführt werden solle.
Wahrscheinlich erschien die in
dem Planer angenommene Länge unzureichend, denn es finden sich noch
zwei andere Baupläne mit größeren Längen, aber auch nach Dießen ist
der Neubau nicht ausgeführt worden, indessen wurde schon am 18.
November desselben Jahres der Grundstein gelegt.
Der Bau, welcher noch jetzt
steht, wurde im Jahre 1675 geweiht, eine Gesamtlänge von 48 m, das
Chor eine solche von 26 m; die Gesamtlänge des im Dreißigjährigen
Kriege abgebrannten Bous war ohne Umgang und Kapellen um 8, 22 m
größer, die Länge des Chores aber um 5 m geringer als bei dem
jetzigen Bau.
Der zweite Nachfolger
Christoph Bernhards, der Abt Florenz von Velde, entwarf selbst den
Plan zum Neubau der Abtei; großartiger als der alte sollte der neue
Bau werden.
Der dreigeschossige Bau
umschließt zwei Binnenhöfe, deren größerer von annähernd
quadratischer Grundform eine Fläche von 2097 Quadratmeter hat, der
kleinere, 1466 Quadratmeter groß, ist von oblonger Grundform, grenzt
an die Nordseite der Kirche und diente wie auf der Kreuz krank zum
Begräbnis der Mönche; die Äbte wurden unter dem Fußboden der Kirche
beigesetzt. Die nach Westen und Osten gekehrten Fronten haben eine
Länge von 113 m, die Nordfront eine solche von 89,5 m.
Florentinus legte zu diesem
Bau den Grundstein am 25. Mai 1699; er sah noch die Aufführung der
drei Flügel, welche den größeren Binnenhof im Westen, norden und
Osten umgeben, sowie des übrigen Teils der Westfront bis zur Kirche.
Die Fertigstellung dieses
Flügels, sowie die Ausführung der beiden anderen, welche den
Friedgarten umschließen, geschah unter seinem Nachfolger, Maximilian
von Horrich, 1714 bis 1721.
Diese legte auch im Jahre 1716
die Corveyer Allee an, eine neue gradlinige Verbindungsstraße
Corveys mit der Stadt Höxter, die, soweit sie auf Corveyer Gebiet
liegt, jetzt asphaltiert ist.
Auf diesen Abt folgte Karl von
Blittersdorf 1722 bis 1737 - , welcher die beiden Türme im Westen
des Schlossgartens mit den darauf stoßenden Gebäulichkeiten erbaute.
Nach seinem Ableben wurde am
17. März 1737 Kaspar von Boeselager zum Abt gewählt, in der Reihe
der Wiedererbauer der Abtei der letzte. Er errichtete die
Standbilder der heiligen Patrone, stephanus und Vitus, auf hohen
Unterbauten vor der Kirche, ferner 1749 das Kreuz neben dem
Gasthause und 1750 das unter den alten Linden am Weserufer. In der
nordwestecke des Schlossgartens ließ er ein Teehaus erbauen, welches
jetzt dem Schlossgärtner als Wohnhaus dient.
Die Schildhäuser aus Haustein
vor der Schlossbrücke wurden ebenfalls von ihm errichtet.
Wie schon oben erwähnt, fehlte
es zu jener Zeit nach dem Dreißigjährigen Kriege, wie im ganzen
deutschen Reiche, so auch im Corveyer Lande an Werkleuten, welche
den Wiederaufbau der Abtei hätten vollführen können, man ließ daher
Bauleute aus Italien kommen. Diese bunten in dem nahe gelegenen Dorf
Lüchtringen wo sie sich dauernd niederließen und den Stamm der
Lüchtringer Maurer bildeten, welche heute auf allen größeren
Bauplätzen Deutschlands bekannt sind. Auch der italienische
Volkstypus hat sich noch bis auf die heutige Generation bei
zahlreichen Lüchtringen erhalten.
Besichtigung
Neben dem Gasthaus befindet
sich eine Kreuzigungsgruppe im Barockstil. Auf dem Sockel stehen
neben dem Kreuze die Figuren der hl. Mutter Jesu und des hl.
Johannes. Die Vorderseite des Sockels zeig das abzwacken Kaspars von
Boeselager, darunter die Anfangsbuchstaben der Worte folgen der
Inschrift auf einem Spruchbande: Casparus dei Gratia Abbas
Corbeiensis Sancti Romani Imperii Princeps, zu deutsch: Kaspar von
Gottes Gnaden Corveyischer Abt, des Heiligen Römischen Reiches
Fürst. Hierunter steht: O crux ave spes unica, d.h. o Kreuz, sei
gergüßt, einzige Hoffnung, dann die Jahreszahl 1749.
Der Weg führt uns zwischen den
beiden Schilderhäuschen von Haustein hindurch, welche auch das
Wappen desselben Abtes aufweisen, auf den Zugang zum Schlossplatz.
Die Brustwehr dieses Zugangs zeigt in Haustein Arbeit ein Motiv der
Renaissance, welches sich mehrfach bei Werken aus jener Zeit findet.
Die mächtigen und reich
ausgestatteten Pfeile des Portals, vor welchem wir stehen, werden
auf der Vorderseite von kräftigen Säulen und mannigfachen Gliederung
gebildet und sind von Bogen Feldern gekrönt; im letzteren auf der
einen Seite das Reichswappen, der doppelköpfige Adler, und die
Kaiserkrone, darunter in durchbrochenem Spruchbande aus Metall, von
zwei steinernen Löwen gehalten, Carolus VI. Dei Gratia Romanis
Imperii Sekuritas Augusta, d.h. Karl VI., von Gottes Gnaden des
römischen Reiches erhabener Schirmherr, der andere Pfeile enthält im
Bogenfelde das Abtswappen Maximilians von Horrich mit der
Fürstenkrone und der Überschrift: Dei Gratia Maximilianus Abbas
Corbeiensis Sancti Romani Imperii Princeps, zu deutsch: Von Gottes
Gnaden Maximilian, Corveyischer Abt, des Heiligen Römischen Reiches
Fürst. Vor den Nischen, zwischen den Säulen halten zwei Kriege in
römische Rüstung Wache, auf den einfacher gebildeten Rückseiten der
Pfeiler stehen zwei Landsknechte in der Tracht damaliger Zeit.
Die ehemals vor dem Portal ich
vorhandene Zugbrücke ist durch eine massiver Brücke ersetzt und der
breite Wassergraben, welche die Abtei umgab, wurde in Wiesen und
Gärten umgewandelt, nur an der Nord und Südseite sind noch Gräben
vorhanden.
Treten wir durch das Portal
auf den Weiden Schlossplatz, welcher durch Rasenflächen, Rosenbeete
und Boskette anmutig belebt wird, so breitet sich vor uns die lange
Westfront des ehemaligen Abteigebäudes, jetzigen Schlosses aus,
umgrenzt im Norden von einem mächtigen Türme, im Süden an die Turm
Front der alten Kirche sich lehnend. Südlich vom Schlossplatze dehnt
sich der geräumige "Amtshof" aus, umgeben von seinen Wohn- und
Wirtschaftsgebäuden, nördlich liegt der Schlosspark.
Ein breiter Fahrweg mit
Fußsteigen an den Seiten führt zum Hauptportal des Schlosses, neben
dem die Standbilder Karls des Großen und Ludwigs des Frommen zu
schauen sind, beide in voller Rüstung, die Krone auf dem Haupte,
ersterer mit Reichsapfel und Schwert, letzterer in der rechten das
Zepter, auf der linken ein Abbild der jetzigen Corveyer Kirche
tragend. Unter den Standbildern lesen wir folgen die Inschriften,
umrahmt von kräftigem Eichenlaub:
Carolus magmıs fidei
propagator et propugnator glorosissımus inclytam ecclesiam hanc
fundare intendens pium filium voluntatis hujus executorem reliquit
A. DCCCXIV.
(Karl der Große, des Glaubens Ausbreiter und Vorkämpfer,
beabsichtigend, dieses berühmte Kloster zu gründen, hinterließ den
frommen Sohn als Ausführer dieses Willens im Jahre 814).
Ludovicus pius paternae
pietatis haeres et aemulator principalem hanc abbatiam pro
orchodoxae religionis incremento velut fidei columnam fundavit
dotavit ditavit A. DCCCXXII
(Ludwig der Fromme, der väterlichen Frömmigkeit Erbe und
Nacheiferer, gründete, stattete aus, bereicherte diese gefürstete
Abtei für die Ausbreitung der wahren Religion, gleichsam eine Säule
des Glaubens im Jahre 822).
Über dem Portale die Inschrift
auf einem Spruchbande:
Florentinus Dei Gratia Abbas Corbeiensis Sancti Romani Imperii
Princeps.
(Florenz, von Gottes Gnaden Corveyscher Abt, des heiligen römischen
Reiches Fürst)
Erinnert an den Erbauer
Florenz von Velde, dessen Wappen ein silberner Sporn im blauen
Felde, mit dem Corveyer Wappen, rot und gold waagerecht geteilter
Schild geviertelt über den 3 Eingangstüren der Hauptfront angebracht
ist.
Das Schloß
Die Schlossbesichtigung
beginnt im Kreuzgang. Breite Gurtbögen scheiden die Gewölbe Joche,
deren Länge von der Breite des Kreuzgangs übertroffen wird, die
Kreuzrippen mit Rundstabprofil vereinigen sich in kräftigen
Schlusssteinen, die Schildbögen haben Schlusssteine mit
Engelsköpfen, auch die Gurtbögen sind mit Schlusssteinen versehen.
Alle diese Bögen, sowie die Wandvorlagen sind aus den roten
Sandsteinbrüchen des jenseitigen Weserufers gewonnen, aber in
gesättigten Tönen marmorartig gefärbt, eine Geschmacksrichtung
welche auf die beim Bau beschäftigten italienischen Werkleute
zurückzuführen ist.
Die in einigen der Flurplatten
eingegrabenen Buchstaben mit Jahreszahl beziehen sich auf das
darunter befindliche Grab eines Mönches. Die Grabsteine und
Grabdenkmäler der Äbte sind in der Kirche. Dort wo der Kreuzgang
sich zum Westende der Kirche wendet, hängt vor der Wand ein großes
Kruzifix, der Korpus hat eine Höhe von 1,75 m, das Kreuz eine solche
von 3,60 m und eine Breite von 1,60 m. Der Heiland trägt die
Dornenkrone, die Augen sind geschlossen und dem rechts geneigten
Antlitz hat der Tod sein unverkennbares Gepräge aufgedrückt, die
Füße sind übereinander liegend mit nur einem Nagel an das Kreuz
geheftet, die Arme sind sanft nach oben gebogen, die Hände ganz
ausgebreitet; nach diesen Merkmalen und der ganzen Art der
Darstellung ist die Entstehung dieses Kreuzes in das 13. Jahrhundert
zu setzen, keinesfalls früher. Auf der grünlich gefärbten Rückseite
des Kreuzes ist eine Schlange gemalt, danach ist es wahrscheinlich
dass dieses Kreuz früher frei hing, vielleicht als Triumphkreuz. Die
Symbole der 4 Evangelisten auf den Enden des Kreuzes haben
romanischen Charakter, diese wie der Korpus sind älter als das
Kreuz.
Wir steigen herauf zum Bilder
Gang. Mode schwarzer Umrahmung schauen die lebensgroßen Bildnisse
der Corveyschen Äbte auf uns herab. Auf der schmalen Seite des
langen Ganges beginnt die Reihe der Bilder mit dem des heiligen
Stephanus, dann kommt das des heiligen Vitus, dann das Bild des
heiligen Benedikt, Stifter des Ordens, dem das Kloster angehörte,
die Bildnisse Karls des Großen und Ludwigs des Frommen beschließen
diese Reihe. Auf der Längswand des Ganges folgenden dann in langer
nur durch die Treppenöffnung unterbrochener Reihe die Bilder der
Äbte, Fürstäbte und Fürstbischöfe Corveys, 65 an der Zahl, von dem
ersten Abte Adelhard dem Älteren bis zu Ferdinand von Lüninck.
Leider können nicht alle diese
Bilder Anspruch auf Portrait Ähnlichkeit machen, jedenfalls aber die
letzten von dem Bilde Christoph Bernhards ab.
Der wieder Erbauer der Abtei,
Florenz von Velde, Abt von 1696 bis 1714 ließ sein hier befindliches
Bild und alle vorherigen Bilder malen. Die Bilder seiner Nachfolger
wurden ohne Zweifel bei deren Lebzeiten gemalt.
Die unter dem Bilde eines
jeden Abtes stehende lateinische Inschrift enthält Zeitangaben über
wichtigere Ereignisse aus deren Regierungszeit und deren Dauer. War
die Maler das Familienwappen des Dargestellten bekannt, so findet
sich auch dieses unter dem Bilde angegeben, meistens mit dem
Corveyer Wappen geviertelt dieses war wie schon bemerkt ein
waagerecht geteilter Schild, die obere Hälfte rot die untere gold
unter den Bildnissen einiger der ersten Äbte findet sich nur dieses
Wappen allein. Den Bildern der Äbte gegenüber, zwischen den
Fenstern, hängen an der Wand die Bilder von 13 Päpsten, deren Namen
zum Teil auf den Bildern angegeben sind; ob Corvey zu diesen Päpsten
in besondere Beziehung stand, nicht bekannt.
Durch eine Tür am Ende des
Ganges betreten wir die Bibliothek, deren jährlich wachsender
Bestand jetzt 64.000 Bände zählt.
Diese Bibliothek verdankt ihre
Entstehung dem Landgrafen Victor Amadeus, welcher auch für ihre
Erhaltung und Vermehrung letztwillig sorgte.
Die Werke stehen wohl geordnet
in Schränken und Börten und sind eingetragen in einem Zettel-, einem
Sach- und einem Stand- Katalog. Diese drei Kataloge werden
sorgfältig fortgeführt, im Druck ist keiner erschienen.
Der schönste der
Bibliothekräume ist der "Sommersaal" dessen Höhe die des dritten
Geschosses mit umfasst und dessen Decke durch ein Spiegelgewölbe
gebildet wird; spitzbogige Stichkappen vermitteln den Übergang zu
den Wandflächen auf denen Landschaftsbilder in Stuckumrahmungen die
Flächen der Schildbögen füllen, bis auf zwei, welche von den oberen
Fenstern eingenommen werden.
Die
Spiegelfläche der Decke ist mit einem großen Gemälde geschmückt, die
Feuerprobe der Kaiserin Kunigunde, Gemahlin Kaiser Heinrichs II.,
darstellend. An einer links Wand entdecken wird oberhalb der
Schränke den Teil eines Wandgemäldes, die Auferstehung Christi.
Von
dem Balkon aus genießt man eine lohnende Aussicht auf den Park und
das Corveyer Land mit dem Vorwerk Nachtigall und der Domäne
Thonenburg. Bemerkenswert ist auch das Turmzimmer, dessen Fenster
den Ausblick nach den vier Weltgegenden gestatten. Unter den
Fenstern, auf deren Brüstungen, fesseln unser Auge reizvolle
Holzschnitzarbeiten, welche in den Beschäftigungen der dargestellten
Personen, im Stande der Sonne usw. die vier Tageszeiten, den
Weltgegenden entsprechend, andeuten.
Die
Bibliothekräume waren die Wohngemächer der Äbte und Fürstbischöfe.
Wir
verlassen die Bibliothek und gelangen in den Kaisersaal, so genannt
nach den Bildern deutscher Kaiser, deren je 5 auf eine Wandfläche in
reichen Stückumrahmungen gemalt sind; über den beiden Kaminen die
Bilder Karls des Großen und Ludwigs des Frommen, in ganzer Figur,
daneben, in wenig in richtiger Folge, 18 Brustbilder von Kaisern.
Diese Malereien können nur als handwerks mäßig bezeichnet werden,
von Portraitähnlichkeit kann keine Rede sein. Etwas besser sind die
Deckengemälde, in der Mitte die Hochzeit zu Cana, in den vier Runden
Feldern 1. Abraham bewirtet die Engel 2. Josef bewirtet seinen Vater
und seine Brüder 3. Eliezer und Rebekka am Brunnen, 4. David und
Abigall. In zwei länglichen Bildern Hagar und Ismael, sowie Elias
unter dem Wacholderbaume.
Stuckumrahmungen gestalten die außen viereckigen oberen Fenster
innen rund, dieser Saal reicht ebenso wie der "Sommersaal" durch
zwei Geschosse.
In
den Wänden hängen vier lebensgroße Ölgemälde, Kniestücke, 1. Papst
Benedikt XIV, 1740-1758, 2. Kaiser Franz I., 3. Kaiserin Maria
Theresia, 4. Kaiserin Elisabeth Christine, der letzteren Mutter und
Gemahlin Kaiser Karls VI., eine Tochter Herzog Rudolfs von
Braunschweig-Wolfenbüttel. An den Längswänden Spiegel und Wandtische
aus dem 18. Jahrhundert, von der Decke herab hängen fünf antike
Kronleuchter aus Glas.
Die
Kirche
Die
Kirche stammt in ihrem westlichen Teil noch aus dem 9. Jahrhundert.
Abt Warin vollendete schon im Jahre 844 eine in Kreuzform errichtete
dreischiffige Basilika. Abt Adalgar legte im Jahre 873 den
Grundstein zu einem der Kirche vorgelagerten Westwerk, dass er im
Jahre 883 einweihen konnte. Dieser Bau bestand nach Forschungen von
Effmann-Fuchs aus einem breiten Mittelturm und den beiden
flankierenden Seitentürmen, mit den dazugehörigen Geschossen. - Abt
Wibald ließ um das Jahr 1150 den Mittelturm niederlegen und die
Seitentürme erhöhen. Unter dem Abt Theodor von Beringhausen um 1590
erhielten die Türme ihre heutigen Giebel und Helme. Die Fassade
zeigt an manchen Stellen die bei den Umbauten stattgefundenen
Veränderungen. Die Türen die rechts und links in die Türme führten,
werden zugemauert.
Die
drei früher offenen Eingänge wurden mit Türen versehen, während die
innere Tür entfernt wurde. Die mehrfache Erhöhung der Türme ist an
der Kirchenfront deutlich zu erkennen.
Die Inschrifttafel an der
Fassade wird noch aus der ältesten Zeit stammen.
CIVITATEM ISTAM
TU CIRCUMDA DNE ET
ANGELI TUI CUSTO
DIANT MUROS EIUS
Diese Stadt beschirme du o Herr und deine Engel mögen bewahren ihre
Mauern.
Der
Innenraum des Westwerkst ist fünfschiffig. Außer den drei
Gewölbejochen unter dem Zwischenbau der Türme besteht der dem 9.
Jahrhundert angehörende Teil nur aus dreimal fünf Gewölbejochen.
An
diesen unten fünfschiffigen, oben dreischiffigen Teil schloss sich
ehemals die dreischiffige Kirche unmittelbar an, wie das an den
gerade aufsteigenden Aufsätzen der Pfeiler ersichtlich ist. Diese
Aufsätze waren der Anfang der Scheidebögen, welche die Kirche in
drei Schiffe schieden und zur Aufnahme der Balkendecken dienten. Das
Mittelschiff hatte eine Weite von 10,40 m, die Seitenschiffe eine
solche von 2,60 m. Der Fußboden ist im Laufe der Zeit so viel erhöht
worden, dass die Sockel der Säulen und Pfeiler dieses ältesten
Teiles der Kirche fast ganz bedeckt sind.
Einer späteren Bauzeit gehören, wie schon erwähnt, die beiden
östlichen Säulen nebst den Pfeilern an, erstere zeigen spätgotische
Kapitelle, letztere Gesimse im Renaissance-Stil mithin gehört dieser
Teil der Übergangszeit von der Spätgotik zur Renaissance an. Diese
Erweiterung der fünfschiffigen Kirche wird vermutlich für die
derzeit zuerst aufgestellte Orgel geschehen sein, und dieser zuliebe
wird auch das Johannischor und mit ihm die Bodenöffnung höher
geworden sein. Die jetzt an dieser Stelle vorhandene Orgel ist unter
dem Nachfolger Christoph Bernhards, dem Abte Christoph von
Bellinghausen erbaut, wissen Wappen sich dreimal an der Vorderseite
befindet.
Der
unter Christoph Bernhard aufgeführte kirchenbau ist einschiffig, im
Schiff sind die Strebepfeiler nach innen gezogen, beim Chor stehen
sie außen. Die Breite des letzteren ist um die doppelte Länge des
inneren Strebepfeilers geringer als die des Schiffes. Die Gewölbe
und die Maßwerke der Fenster sind der einfachsten Spätgotik ähnlich.
Der Chorschluss besteht statt aus 7 nur aus 5 Seiten des zwölfecks,
so dass dessen Schlussstein mit dem Scheitel des Gurtbogens vom
letzten Gewölbejoche zusammenfällt. Die Kapitelle der Pfeiler und
die Kragsteine sind im Stile des 17. Jahrhunderts gehalten. In
diesen sind auch die Altäre, Chorstühle, Kanzel, Orgel, Beichtstühle
sowie alle übrigen Holzarbeiten ausgeführt. Alles Holzwerk ist weiß
oder marmorartig gestrichen und reichlich vergoldet.
Zunächst sehen wir zu jeder Seite einen Beichtstuhl mit fast
lebensgroßen Figuren in der Bekrönung, an der Südseite Petrus und
Maria Magdalena, an der Nordseite der verlorene Sohn und der gute
Schächer.
Vor
dem Pfeiler der Nordseite steht auf einem Unterbau die Figur des
heiligen Vitus mit Palme und Buch, auf dem ein Adler sitzt, ein Löwe
leckt ihm den Fuß. Die beiden anderen Seiten des Pfeilers werden von
einem Marienbilder und einem Ölgemälde - die heilige Familie auf dem
Weg nach Jerusalem - neingenommen. Zwei große Ölgemälde sind vor den
beiden westlichen Pfeilern angeordnet, die heilige Familie von
Engeln umgeben, und die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten,
von einem Engel geleitet; ein drittes Ölgemälde über der Tür der
Marienkapelle stellt den heiligen Benedikt dar.
Wenden wir unseren Blick nach dem Chore, so nehmen die drei Altäre
mit den großen Aufbauten fast das ganze Gesichtsfeld ein. Der
Hochaltar, von Christoph Bernhard gestiftet, wurde, wie die
Inschrift daran besagt, im Jahre 1675 geweiht. Theodor von Brabeck
ließ die Bemalung und Vergoldung der Altäre usw. erneuern, woran das
Renovatum 1782 am Hochaltar erinnert.
An
der Evangelienseite des Hochaltars sehen wir den heiligen Stephanus,
an der Epistelseite den heiligen Vitus und in der Mitte ein großes
Ölgemälde, welches der jeweiligen kirchlichen Zeit entsprechend,
eingesetzt wird. Über dem Bild ist das Wappen Christoph Bernhards
angebracht; in der Mitte das Familienwappen, drei rote Wolfsangeln
im goldenen Felde die übrigen Felder zeigen die Wappen des
Fürstbistums Münster, der Abtei Corvey, der Grafschaft Stromberg und
der Herrschaft Borkelo. Das gleiche Wappen findet sich auch an dem
Schlusssteine des Gewölbejoches vor dem Chorschlusse. Die das
Chorgewölbe erreichende Krönung des Altaraufbau enthält als Gemälde
die heilige Dreifaltigkeit und darüber das Tuch der heiligen
Veronika mit dem Antlitz des Heilandes.
Die
in den Aufbauten der Nebenaltäre befindlichen Ölgemälde stellen die
Verkündung und Kreuzigung dar, also den Beginn und den Schluss des
Erlösungswerkes durch den Sohn Gottes. Neben diesen Altären die
Figuren der Heiligen Augustinus, Stephanus, Victor und Dionysius.
Auf den Rückseiten der Altäre sind zwei Ölgemälde angeordnet, der
Tod des heiligen Benedikt und der heiligen Scholastika. Die
Rückwände der doppelreihigen Chorstühle sind mit den Figuren der
heiligen Scholastika und solcher berühmter und heiliger Männer
geschmückt, welche in Corvey gelebt haben oder zu dem Kloster in
besonderen Beziehungen standen.
Diese Figuren sind weder portraitähnlich, noch haben sie
künstlerischen Wert. Vorn auf dem Chorgestühle sind schwere
dreiseitige Pulte drehbar angebracht, welche zum Auflegen der Bücher
beim Chorgebet dienten.
Die
vier großen Ölgemälde an den Seitenwänden des Chores sollen
darstellen: 1. Den heiligen Stephanus, im Hintergründe dessen
Steinigung, 2. den heiligen Vitus, im Hintergründe den Kessel mit
siedendem Öl, 3.die Kommunion der heiligen Magdalena und 4. den
heiligen Johannes von Nepomuk, im Hintergründe sieht man wie er von
einer Brücke in den Fluss gestürzt wird.
Den
vererbten, welche auf Christoph Bernhard folgten, sind die vier
Epitaphien gewidmet, welche ebenfalls an den Seitenwänden des Chores
angebracht sind: Christoph von Bellinghausen, Florenz von Velde,
Maximilian von Horrich und Karl von Blittersdorff. Diese Epitaphien
sind in Marmor künstlerisch vollendet ausgeführt, jedes enhält die
ganze Figur des betreffenden Abtes in naturnaher und
portraitähnlicher Darstellung.
Schließlich finden sich hier noch vor den Wänden angebrachte
Schränke in reicher zum Teil vergoldeter Schnitzarbeit mit dem
Wappen von Veldes.
Neben dem Hauptaltar schließen Holzwände mit Türöffnungen den
Chorraum ab, auf dem die überlebensgroßen Figuren Karls und Ludwigs
des Frommen stehen. Der Raum hinter dem Hochaltar wird als Sakristei
benutzt und enthält interessante Holztäfelungen.
Die
Marienkapelle (Sakramentskapelle) ist beim einfacher Bau Theodors
von Brabeck, welche als Letzter der Äbte am 1. Juli 1794 zum Bischof
geweiht wurde, am 25. Oktober desselben Jahres starb und unter
dieser Kapelle seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Sein
Wappen an dem Altar der Marienkapelle sagt uns, das auch dieser von
ihm gestiftete wurde, er ist einer der wenigen Altäre aus dem Ende
des 18 Jahrhunderts, und deshalb von Interesse. In einer Vertiefung
des Altaraufbaues bemerken wir ein kleines vom Alter gebräuntes
Bild, die heilige Jungfrau mit dem Jesuskinde. Die Inschrift auf dem
Fußboden ist die Grabschrift Theodors von Brabeck:
Theodorus Dei Gratia Episcopus Corbeiensis Sancti Romani Imperii
Princeps
(Theodor von Gottes Gnaden Corveyscher mischo, des Heiligen
Römischen Reiches Fürst.)
Am
Ostende des Chores steht die vom Abte Maximilian von horrig erbaute
benediktuskapelle, auf dem östlichen Gewölbe Schlussstein das Wappen
des Erbauers sichtbar ist. Unter der Kapelle befindet sich die von
außen zugängliche Fürstengruft, in welcher die Großeltern des
Herzogs Viktor von Ratibor beigesetzt sind.
Der
Altar dieser Kapelle wurde erst unter dem zweiten Nachfolger
maxximilians, und der Kasper von Boeselager - 1737 bis 1758 -
ausgeführt. Der Aufbau besteht aus vor der Mauer angebrachter
reicher Stuckarbeit von vorzüglicher Licht- und Schattenwirkung, er
bildet die Umrahmung des Bildes, der Tod des heiligen Benedikts,
über dem das Wappen des Abtes angebracht ist. Hinter den Tafeln,
welche auf der Mensa des Altares stehen, befindet sich ein niedriger
hölzerner Schrein von interessanter Form.
In
einer Mauervertiefung der Nordseite steht der Schrein, in welchem
die Reliquien des heiligen Vitus aufbewahrt wurden, bevor sie im
Dreißigjährigen Krieg aus Corvey verschwanden. Der schreien zeigt
schöne Renaissance Ornamente und Bilder auf Kreidegrund. Letztere
veranschaulichen Bilder aus dem Leben des heiligen Vitus; an den
Seiten des Schreins und auf dem Dach artigen Deckel sind die vier
Evangelisten dargestellt. Die Figürchen der 12 Apostel, welche
ehemals dem Schreien umgaben und ihm Vertiefungen standen, fehlen;
vielleicht weil sie von edlem Metall waren, wie man sagt.
Die
in die südliche Mauer eingelassene Grab Gedenkplatte des Abtes
Arnolds von Waldois - 1638 bis 1661 - ist bemerkenswert, sie zeigt
in halb erhabener Arbeit die ganze Figur des Abtes in vollem Ornat,
die Umschrift ist ebenfalls erhaben ausgearbeitet.
Dreischiffige Obergeschoss, das Johannischor, wurde ursprünglich von
den Ordensleuten zum Aufenthalt beim Gottesdienst benutzt, welche
auf dem Chore keinen Platz finden konnten; The kirche diente von
jeher einer Gemeinde auch als Pfarrkirche, und unter die Mitglieder
dieser Gemeinde, welche das Schiff der Kirche einnahmen, durften
sich die Ordensleute nicht mischen. Deshalb stand auch ehemals das
Johannischor mit der Kirche durch eine weite Bogenöffnung in
Verbindung.
Steigen wir die Wendeltreppen im südlichen Turm hinauf, so gelangen
wir zunächst auf das Johannischor; die Pfeiler Gesimse zeigen hier
die nämlichen Profilierungen wie die im unteren Geschoss, sie
gehören daher im neuen Jahrhundert an. Die Pfeiler sind durch
Scheidebögen verbunden, welche die Balken des Mittelschiffes
aufnehmen.
Die
Balken über den Seitenschiffen werden an den Scheidebögen von
Kragsteinen und am anderen Ende von den Außenmauern getragen. Hier
können wir die Balkendecken mit den beiden schon erwähnten Abdrücken
des Wappens Theodors von Beringhausen betrachten.
Dass
die Mittelschiff Mauern später höher aufgerüstet wurden, darf man
aus dem unterhalb der Decke sichtbaren Gesimsen der Wandvorlagen
schließen.
Die
Außenmauer sowie die Westmauer waren ehemals von Bogenöffnungen
durchbrochen, welche später zugemauert worden sind.
Vor
dem Orgelwerk steht ein Altar, und dahinter, ersteres verdecken, ein
großes Ölgemälde, die Sendung des Heiligen Geistes darstellend. Vor
der Westseite ein Gemälde des Jüngsten Gerichts, so dann an den
Längsseiten die Bilder des heiligen Benedict, der heiligen
Scholastika und Marterszenen von keinem künstlerischen Werte. Früher
hing hier das Modell des Schiffes, welches Christoph Bernhard den
Holländern im Kriege abnahm. Der Vorderwand aufgehängte getrocknete
Fisch wird mit den zwei Fischen und den drei Hirschen in Verbindung
gebracht, welche der Sage nach in alter Zeit zum Vitusfest
erschienen und von denen nur je einer zum Festmahle verwendet werden
durfte, der andere aber zurückgeschickt werden musste; als Mann ihr
doch einmal beide Hirsche und beide Fische behielt, kam keiner mehr.
Nach
der Kirchenbesichtigung wird der Friedhof mit dem Grabe des Dichters
Hoffmann von Fallersleben besucht.
Anhang
1. Der heilige Adelhard der
Ältere des heiligen Karl des Großen, des Kaisers, aus Bernard, Karl
Martells Sohn, in Corvey im Jahre 795 zum Abte erwählt, Gründer von
Neu-Corvey, das hierher im Jahre 822 vom Solling verlegt wurde, 4
Jahre Abt beider Klöster, gestorben im gallischen Corvey, durch
Wunder verherrlicht, im Jahre 826 am 11. Januar, 125 Jahre alt.
2. Heilige Warin (Werner). Ein
verwandter des heiligen Kaisers Ludwig des Frommen, dem gallischen
Corvey im Jahre 826 hier Erwählter Abt, er überträgt den Leib des
heiligen Märtyrers Vitus von Gallien nach hier im Jahre 836, er hält
das Münzrecht, Obermarsberg, Meppen, Visbek, die Insel Rügen,
regiert wie ein zweiter Gründer 30 jahre, 4 Monate, 25 Tage,
gestorben im Jahre 856 am 20. September.
3. Adelgard. Bruder heiligen
Adelgards, Bischof von Bremen, erwählt im Jahre 856, Gründer der
neuen St. Pauls Kirche gewöhnlich Nienkerken (Neue Kirche) genannt
an der Weser im Jahre 863, regierte lobenswert 20 Jahre
4. Thankmar. Erwählt im Jahre
877. Wegen seiner Verdienste der gute Vater genannt, regierte er
lobenswert wenn auch kaum 8 Monate, gestorben im selben Jahre am 11.
September.
5. Avo. Erählt im Jahre 877. Ein eifriger Mann, durch ererbte
Frömmigkeit und Sittenreinheit glänzend, regierte gut kaum drei
Jahre, gestorben im Jahre 879 am 9. November.
6. Bevor. Erwählt im Jahre
879. Richtiger Mann, berühmt durch Heiligkeit des Lebens, durch
apostolische und kaiserliche privilegien gestützt, erhält er für das
Corveyer Land die volle kirchliche gerichtsbarkeit durch
Entscheidung der Mainzer Synode im Jahre 888. Er regierte mit Erfolg
11 Jahre. Gestorben im Jahre 890 am 29. Oktober.
7. Gottschalk. Erwählt im
Jahre 890. Im folgenden Jahre überträgt er den Leib des heiligen
Märtyrers Justinus aus Frankreich nach hier. Nach zehnjähriger
Regierung verzichtet er im Jahre 900, gestorben im Jahre 913 am 12.
Januar.
8. Bevor II. Erwählt 900. Ein
hervorragender Geschichtskenner und Liebhaber der Brüder, verdient
er genannt zu werden. Nach einer guten 16-jährigen Regierung starb
er 916, 22. Januar.
9. Volkmar. Aus einer frommen
Schenkung Siegfrieds des Grafen von Groningen gründet er 936 die
Propstei groningen und vereinigt sie mit Corvey. Er regierte fromm
und gut, obgleich die Hunnen wiederholt hereinbrachen und alles
verwüsteten, 25 Jahre, gestorben 942 am 11. Oktober.
10. Bovo III. Graf von
Ringelheim, erwählt 942, wegen seiner Weisheit und des Glanzes
seines Namens war er des Königs Otto Vertrauter dessen häufiger
Begleiter auf Kriegszeiten, von ihm erhielt er auch das Münz-,
Markt- und Zollrecht in Meppen. Er regierte sechs Jahre und stark
948 am 13. Juli.
11. Gerbernus. Erwählt 948. Im
folgenden Jahre überträgt er von Magdeburg nach hier das Haupt
heiligen Märtyrers Justinus, auch bringt er die Schule der neuen
Kirche zugleich mit der unsrigen um die Wette zur Blüte. Er regierte
gut 17 Jahre. Gestorben 965 am 20. März.
12. Der selige Ludolf. Erwählt
965, durch seine ständige Pflege der Tugend und Wissenschaft sowie
die Heiligkeit seines Lebens berühmt. Er regierte lobenswert 13
Jahre. Gestorben 983 am 13. August, durch Wunder berühmt.
13. Der selige Thiatmar oder
Druthmer I., Graf von Walbke in Holzland bei Helmstedt, erwählt 983,
wegen seines Lebens als Nachfolger Ludolfs ein Heiliger. Er regierte
lobenswert 18 jahre. Gestorben 1001 am 12. März, durch Wunder
berühmt.
14. Hosed. Erwählt 1001. Ein
gewissenhafter Mann, festhalten an Gottes Ehre und dem Heile des
Klosters, aber das trügerische Glück blieb ihm nicht hold, nach
neunjähriger Regierung die Stadt Corvey und das ganze Kloster
nieder, da starb er vor Kummer 1010 am 5 . Dezember.
15. Wal. Erwählt 1011. Da er
alles der Regel gemäß zuordnen und die Privilegien seiner Kirche zu
verteidigen unternahm, wurde er auf Betreiben des Bischofs Meinwerk
von Paderborn König Heinrich II. 1015 seiner Würde entkleidet. Er
starb im Jahre 1024. (Von Kaufungen kam Heinrich II. am heiligen
Pfingstabend nach Imshausen, wo mit dem Bischof Meinwerk die
Absetzung Wals beschlossen wurde.)
16. Druthmer II. Graf von
Kroppenstaedt, nicht erwählt, aus dem Kloster Lorsch 1015 von
Heinrich II., der Wallonen, eingesetzt. Er war jedoch komm und
gelehrt und daher geduldet. Seine Regierung brante Corvey wiederum
ab. Er regierte gut, 31 Jahre, und starb im Rufe der Heiligkeit im
Jahre 1046 den 15. Februar
17. Rothard. Erwählt 1046 den
23. Februar; berühmt durch seine Frömmigkeit und die Sorge für das
Gotteshaus. Nach vierjähriger Regierung legte er sein Amt freiwillig
nieder im Jahre 1050 und wurde Abt von Hersfeld, wo er 1074 starb.
18. Arnold von Falkenberg.
Kloster Surisham erwählt 1050, ein frommer und gelehrter Mann,
regierte lobenswert 5 Jahre, wurde darauf zum Bischof von Speyer
erwählt und starb dort im Jahre 1056.
19. Saracho. Der Familie von
Rostorp und der Grafen von Northeim, erwählt 1055 der Erhalter
Corveys und unermüdlicher Verteidiger der Rechte seines gänzlich
abgebrannten Klosters. Wiederhersteller des Hauses zu Höxter, das
wegen der häufigen Brände in Corvey in die Stadt verlegt wurde, bei
widrigen Zeitumständen regierte er gut, 15 Jahre. Er starb im Jahre
1071 am 9. Januar.
20. Werner. Erwählt 1071, ein
Mann mit sanftem Gemüt und ein Verehrer der Gerechtigkeit, ein
ausnehmen der Förderer Höxter, dem Apostolischen Stuhl zur Zeit des
Schismas ergeben. Erbauer der Kirche des heiligen Michael auf dem
Heiligenberge im Jahre 1078, er regierte lobenswert 8 Jahre und
starb im Jahre 1079 am 24. Dezember.
21. Friedrich, Graf von Hoya.
Erwählt 1080, den Eitelkeiten ergeben zum Ruin der Klosterzucht.
Nach fast dreijähriger Regierung 1082 abgesetzt, darf er am 3. Juli.
22. Markard. Erwählt 1082, der
Frömmigkeit, Nüchternheit, Wissenschaft und Sorge für das Kloster
ergeben, gründer der Bruderschaft heiligen Vitus, hope die Gebeine
der Äbte Ludolf und Druthmer. Im Jahre 1089 während er Bischof von
Osnabrück, aber 1093 verzichtet er freiwillig und kehrt auf seinen
Abtsitz zurück. Im selben Jahre wird Bursfelde, die Tochter Corveys
gegründet, er starb im Jahre 1106 am 18. Januar.
23. Erckenbert. Erwählt 1006,
hat großes Ansehen bei Königen und Fürsten und eine sehr blühende
Ordenszucht, er erwirbt viele Güter, die Bruderschaft des heiligen
Vitus erneuert er, eine Lilie sagt den Tod der Brüder vorher.
Marienmünster, die Tochter Corveys, wird gegründet. Er regierte sehr
gut, 22 Jahre, gestorben im Jahre 1128 den 7. Oktober.
24. Vollmer von Behmerberg und
Northeim. Erwählt 1128. Er ist fromm und gelehrt und allem Volke
lieb, große Sorgfalt hegt er für Kirche und Schule. Corvey blüht
noch in geistiger und zeitlicher Beziehung. Er regierte 10 Jahre und
starb im Jahre 1138, den 2. August.
25. Adalbert. Bruder
Heinrichs, herzog von Bayern. Erwählt 1138, er schickte von hier aus
Jahre 1142 Kolonisten zum Kloster Uelzen, um dort statt des
bestehenden Nonnenklosters ein Mönchskloster anzufangen. Er regierte
fünf Jahre und starb im Jahre 1143, den 2. August.
26. Heinrich I. Leiblicher
Bruder des Fürsten Siegfried, erwählt 1143, verschiedene Wunder
geschahen hier aber Corvey weicht von der Zucht ab. Er regierte 3
Jahre und wurde darauf von einem päpstlichen Legaten abgesetzt wegen
Auflösung der Disziplin Jahre 1146.
27. Heinrich II., Bruder des
Markgrafen Sitried von Sachsen, erwählt 1146, er sah die Neigungen
der Brüder und den elenden Zustand des Klosters. Nach sechsmonatiger
Regierung starb er im selben Jahre 8. Oktober.
28. Wizard, Graf von Northeim,
als Abt von Kassino und Stablo (bei Lüttich) wurde 1146 erwählt
förderte mit großer Weisheit und Frömmigkeit geistliche und
weltliche Interessen. Herford und Werden werden ihm unterstellt,
Kemnade und Visbek werden einverleibt. Er regierte sehr gut, 14
Jahre. Als er von seiner zweiten Gesandschaftsreise zum Kaiser des
Orients in Griechenland zurückkehrte, starb er im Jahre 1160.
29. Konrad, erwählt 1160, ein
Eiferer, er ist beim Konzil von Verona im Jahre 1184 zugegen und
erhält von Papst Lucius III. die Bestätigung aller Corveyer
Privilegien. Wenngleich in traurigen Kriegszeiten, regierte er
dennoch mit Nutzen 29 Jahre und starb im Jahre 1189.
30. Wedekind von Spiegel zum
Desenberg. Erwählt 1189. Ein Prälat mit großer Tugend wo zum
ansehen. Er ist bei der Wahl des Königs Otto IV. In der
FürstenVersammlung in Aachen zugegen, von der er den Solling als
Lehen empfängt. In ScharKen, das von Corvey aus neu gegründet war,
siedelte er eine junge Familie von Ordensfrauen an. Er regierte 16
Jahre und starb im Jahre 1205.
31. Druthmer von Stockhausen. Als Abt von Helmarshausen nach hier
gewählt 1205 gegen den Willen Papstes Innocens III. weil er ohne
dissen Erlaubnis und Bestätigung von dort nach hier gegangen sei,
jedoch verspricht er Gehorsam. Gegen jedermann gut. Die Taten der
Vorgänger schrieb er nützlicherweise auf. Er regierte gut 3 Jahre
und starb 1208.
32. Hugold von Leuthorst.
Erwählt 1208. Beim Reichstage von Würzburg, der vom Kaiser Otto IV.
1210 einberufen war, zugegen. Das Hospiz vom Heiligen Geiste wird
von Conrad von Boffezen (Boffzen) gegründet. Er regierte nützlich 15
Jahre und starb im Jahre 1223.
33. Hermann I. Graf von
Dassel. Erwählt 1223, ein kluger und Gelehrter Mann, ein großer
Eiferer für Kirchen und Schulen. Begründer der Nonnen in Ottbergen
im Jahre 1234 und der Minoriten in Höxter im Jahre 1248. Der erste,
von König Heinrich VII. (zu der Zeit regierte König und Kaiser
Friedrich II.) mit dem Fürstentitel beehrt wurde. Er regierte
nützlich 15 Jahre und starb im Jahre 1223.
33. Tempo oder Tillmann.
Propst von Marsberg erwählt 1258, ein unermüdlicher Verteidiger der
Rechte, ein strenger Strafer in der Bezwingung unbotmäßiger
Anschläge. Eine neue Kirche des heiligen Paulus wird im Jahre 12/16
auf St. Peter in Höxter übertragen. Er regierte lobenswert 21 Jahre.
Gestorben im Jahre 1275.
35. Heinrich von Homburg.
Erwählt 1278, ein eifriger Verteidiger der Rechte und Ehren der
Kirche. Er bestätigt die Gründung und Übertragung in Brenkhausen
die 1248 geschehen war. Er regierte gut und starb im Jahre 1301.
36. Robert von Horhausen. Erwählt 1301, erbaut im Jahre 1315 die
Burgen tonenburg und Blankenau. Corvey hat viel von Feinden zu
leiden. Nachdem er mit den Nachbarfürsten Frieden geschlossen
hatte, er nach 35-jähriger Regierung 1336.
37. Theodor I. von Dalwig.
Erwählt 1336, ein Mann mit altererbter Frömmigkeit und Reinheit der
Sitten, ein eifriger Verehrer der allerseligsten jungfrau und des
heiligen Benedikt, bewandert in der Geschichte, ließ er eine Chronik
von Corvey schreiben. Von König KarlIV. Erhält er gegen die
Beleidigungen der Feinde neue Privilegien. Er erbaut das Gut
Fürstenau und sorgt für die Befestigung Höxter. Nach glänzender
23-jähriger Regierung starb er im Jahre 1359.
38. Heinrich IV. Spiegel zum
Desenberg, 1359 zäh festhaltend an Wahrheit und Gerechtigkeit, als
Abt einzig in seiner Art; ein Verehrer des hl. Vitus und des
Heiligen Vaters Benedikt. Im Jahre 1361 zum Bischof von Paderborn
erwählt, regierte er treu beide Kirchen 4 Jahre lang. Darauf
verzichtete er auf die Abtwürde 1364 und starb als Bischof 1380.
39. Reiner I. von Dalwig.
Erwählt 1364, große Wirren und Verwüstungen der Feinde sind in
diesem Lande, aber bald werden sie verjagt, gefangen, geschlagen.
Rainer nimmt im Jahre 1366 den Bischof Heinrich von Paderborn zum
Beschützer dieser Diözese auf Gegenseitigkeit an. Er regiert 5 Jahre
und starb als Bischof 1380.
40. Ernst, von Braunschweig.
Linie von Grubenhagen, erwählt 1369; mit und Hand beim Heeresdienst
im Kriege als im Chore zugegen; deshalb sind die besten Brüder alle
draußen nur wenige zurück; er selbst wurde, nachdem die Abtei mit
Schulden beschwert war, seiner Abtwürde entkleidet und wandte sich
dem Soldatenstande zu, er starb im Kampfe im Jahre 1372.
41. Bodo, Graf von Pyrmont,
erwählt 1371. Ein kluger, bescheidener, gelehrter, frommer, im
öffentlichen Leben angesehener, unter vielen Trübsalen in und außer
dem Hause tätiger Mann. Er fügte die Kirche von Thulen/Obermarsberg
hinzu. Dem großen westfälischen Bündnisse Jahre 1385 trat er durch
seine Unterschrift bei. Er regierte getreu 24 Jahre und starb 1395.
42. Theoderich II. Als
Helmershauser Mönch erwählt 1395. Feige und unfähig. Nach
anderthalbjähriger Regierung wurde ihm bedeutet, zu seinem
Stammkloster zurückzukehren, wo er im Jahre 1397 starb.
43. Arnold II. von Wolff.
Erwählt 1396. Schlicht und Recht in allem. In seiner, wenn auch nur
zweijährigen Regierungszeit wird er mit Nutzen. Er starb im Jahre
1398.
44. Wulbrand, Graf von
Hallermund. Erwählt 1398. Im Geistlichen und Weltlichen, in privaten
und öffentlichen dingen gleich gut. Er regierte 8 Jahre, wurde im
Jahre 14.06 zum bischof von Minden erwählt, wo er sehr segensreich
regierte (30 Jahre und 3 Monate), er starb 1436 am 24. Dezember.
45. Theodorich III. von Runst.
Erwählt 1407. Er gestattete, dass der Flicken Beverungen im Jahre
1417 sich als Stadt befestigte, indem er ihm Bürgerrechte und
Privilegien verlieh. Auf dem Jakobsberg, der in unserer Diözese
liegt und durch Pilgerbesuch berühmt war, geschehen viel Wunder.
Unter unglücklichen Verhältnissen regierte er gut zehn Jahre, er
starb 1417
46. Moritz, Graf von
Spiegelberg. Erwählt 1418, jugendlichen Alters, aber festhaltend am
Recht. Die Kirchen zum heiligen Vitus in Weshem und zum heiligen
Michael in Bastum fügt er dem Kloster in Obermarsberg hinzu. Im
Corvey schädliche Zwietracht. Er regierte 27 Jahre und starb im
Jahre 1435.
47. Arnold III. von Malsburg,
als Abt von helmershausen erwählt 1435. St. Jakobus auf dem Berge
und St. Vitus wird als Zuflucht den Kranken empfohlen. Der Markgraf
von Meißen verwüstet unsere Diözese, gefahrvolle Zeiten überall. Er
regierte 27 Jahre und starb im Jahre 1463.
48. Hermann II. von
Stockhausen als Prior von Helmarshausen gewählt 1463. Milde und
gelehrt. Er ließ die Jahrbücher schreiben, besuchte Schulen und
Kirchen, aber die Zeiten waren schwer und der Zustand des Klosters
elendig, das einst von alters her frömmigkeit geschafft glänzte, nun
durch Luxus und Verweichlichung der Brüder untergekommen war. 15
Jahre und verstarb im Jahre 1479.
49 Hermann III. von
Bömelburg, als Abt von Hassingen erwählt 1480, stellte auf dem
Jakobsberg die alte Frömmigkeit wieder her. Während der elende
Zustand noch andauert, betet und hofft der gute Abt auf bessere
Zeiten und härmt sich unter Tränen und Seufzern allmählich zu Tode.
Er regierte 23 Jahre und starb im Jahre 1504.
50. Franz von Ketteler, aus
dem Hause Assen, aus dem Kloster Liesborn erwählt 1504. Im folgenden
Jahre vereinigt er Corvey mit der Bursfelder Kongregation;
verschiedene befestigt er, jedoch die eine Hälfte der Städte
Marsberg und Volkmarsen verpfändet er dem Erzbischof von Köln.
Gegen seinen Willen werden die Lehren Luthers im Jahre 1533 in
Höxter eingeführt. Er regierte 43 Jahre und starb 1547.
51. Kaspar von Hörfell, aus
dem Kloster Pramiensi erwählt 1547, sucht mit allem Eifer die
Reformation in Höxter zu hindern, jedoch viele, sowohl Kleriker als
auch Bürger unterschreiben die Augsburger Konfession. Er regierte 8
Jahre und starb im Jahre 1555.
52. Reiner von Buchholz, aus
dem Herzogtum Geldern entsprossen und aus dem Kloster Gladbach
erwählt 1555. Minoriten werden aus Hörter und die Nonnen aus Kemnade
mit Gewalt vertrieben. Im Jahre 1576 versöhnen sich die Höxteraner
wieder mit Reiner. Im Jahre 1583 er baut er einen Schlafsaal. Er
regierte gut, 30 Jahre und starb im Jahre 1585 am 25. März, 60
Jahre.
53. Theodor IV. von
Beribghausen, stammte aus Engern, erwählt 1585. Kemnade erlangt er
zurück, Groningen überlässt er dem Herzog von Braunschweig als
Lehen. Die Kirchtürme baut er höher im Jahre 1601, die
Zisterzienserinnen in Gottestal ersetzt er durch Benediktinerinnen.
Im Unglück unverzagt, regierte er 31 Jahre und starb im Jahre 1616,
den 4. August.
54. Heinrich V. von
Aschenbroch. Erwählt 1616 Christoph Friedrich von Esleben, unser
Propst von Kemnade, fällt vom Orden und vom Glauben ab. Im Jahre
1624 verzichtet Heinrich auf die Abtwürde. Er regierte acht Jahre
und starb in Obermarsberg 1625, ungefähr 30 Jahre alt.
55. Johann Christoph von
Brambach. Erwählt 1624 unter unzähligen Schwierigkeiten bei der
Verwüstung des ganzen Vaterlandes, aber mit festem Mut verteidigte
er die rechte seiner Kirche bis zum Tode. Aber im Jahre 1630
bemächtigt sich unser früherer Esleben mit Gewalt Kemnades. Nach
guter 14-Jähriger Regierung start er im Jahre 1638, den 15. Mai im
Alter von 47 Jahren.
56. Arnold von Walwis aus
Oberbeck, aus dem Kloster Santa zu Köln zum Abt von Iburg und von
dort aus 1638 zum Abt des Klosters erwählt, verteidigte er in den
schwierigsten Kriegs- und Unglücksjahren das Recht. Nach einer guten
und ersprießlichen Regierung von 23 Jahren 4 Monaten und 15 Tagen
starb er 1661 am 3. Oktober im Alter von 68 Jahren.
57. Christoph Bernhard von
Galen. Als Bischof von Münster nach hier angefordert als
Administrator von Corvey 1661. Berühmt durch seine Weisheit, seinen
Edelsinn und religiösen Eifer. Höxter erlangt er zurück und stellte
alles hier wieder her. Mit großem Nutzen regierte er 16 Jahre 10
Monate und 6 Tage und starb 1678 am 19. September im Alter von 73
Jahren.
58. Christoph von
Bellinghausen aus Allenbrendsau im Herzogtum Berg, erwählt 1678. Ein
Liebhaber der Zierde des Gotteshauses. Verschiedene Kirchen und
Altäre erbaute und weihte er in dieser Gegend. Mit Eifer regierte er
17 Jahre 6 Monate 24 Tage. Er starb 1696, den 12. Mai im Alter von
56 Jahren.
59. Florenz von Velde. Uwe im
Herzogtum Geldern 1696 erwählt, der lobenswerte und gründliche
Erneuerer dieser berühmten Stiftung, erhielt vorsorglich fest an
seinen Rechten und Gütern. Der Bursfelder Union stand er als
oberster Abt vor. Nach einer sehr ersprießlichen Regierung von 17
Jahren 7 Monaten 17 Tagen starb er 1716 am 4. Februar 72 Jahre alt.
60. Maximilian von horrig aus
Pech im Herzogtum Jülich, er wählt 1714, den 4. März. Ein eifriger
Förderer des Gottesdienstes und voll Andacht zum heiligen Sakramente
und zur allerseligsten Jungfrau; ein Schirmer des Rechts und Mehrer
des Vermögens, ein unermüdlicher Baumeister, päpstlicher
Vorgesetzter der Bursfelder Union; nach einer glorreichen Regierung
von 7 Jahren 9 Monate starte 1721 am 4. Dezember, 59 Jahre alt.
61. Karl, durch Gottes Gnaden Abt von Corvey, des Heiligen Römischen
Reiches Fürst aus der erlauchten Familie von Blittersdorff in
Buntenbruch im Herzogtum Jülich, geboren 1669, am 4. Februar,
erwählt 1722 am 18. Januar. Nach einer ruhigen und Preis würdigen
15-Jährigen Regierung starb er 1737, den 4. Februar.
62. Kaspar II. Aus der edlen
Familie von Boeselager aus Horneburg, geboren 1687 den 3. Juli, er
legte hier die Gelübde ab im Jahre 1705. Durch Gottes besondere
Fürsorge zum Fürsten erwählt 1737, den 17. März und am 10. Mai von
Klemens II. bestätigt, von dem er im Jahre 1738 durch die berühmte
Bulle das Brustkreuz für Domkapitulare erhielt. Ein wahrer Liebhaber
der Brüder, verschied er 22. Januar 1758 im Alter von 71 Jahren.
63. Philipp I. Durch Gottes
Gnaden Abt von Corvey, des Heiligen Römischen Reiches Fürst aus der
erlaubten Familie von Spiegel zum Desenberge. Geboren 21. August
1715, erwählt am 6. März 1758. Obermarsberg, Volkmarsen und
Koglenberg erlangte er mit großen Kosten auf dem Rechtswege zurück.
Er starb den 26.Mai 1766, 61 Jahre alt.
64. Theodor. Aus der edlen Familie von Brabeck, gewählt am 8. Juli
1776, zum Bischof geweiht am 1. Juni 1794. Hundertjährige
Streitigkeiten weltlicher und geistlicher Art legte er bei. Die
Corveyer Kirche verwandelte er in eine weltliche und erhob sie zur
Kathedralkirche. Er gründete ein Seminar. Die Zier des Gotteshauses
stellte er wieder her. Er starb am 25. Oktober 1794 im Alter von
etwa 83 Jahren. Sein Andenken ist in Segen.
65. Ferdinand Freiherr von
Lüninck, Bischof von Corvey und Reichsfürst, geboren in Ostwig im
Herzogtum Westfalen am 25. Februar 1755. Zum Bischof von Corvey
erwählt 1794. Darauf als Bischof nach Münster berufen und vom
apostolischen Stuhle bestätigt im Jahre 1821. Als Greis und von den
Sorgen seines Amtes gebeugt, starb er in Corvey am 9. März 1825 als
letzter Abt von Corvey. Ein Denkmal ist in der Kirche in Amelunxen
errichtet, jedoch ein ewiges hat er sich durch seine Tugenden
gesetzt. |