Das im Anschluss an eine römische Zivilsiedlung entstandene Jülich liegt an
einer wichtigen Kreuzung, wo die Straßen von Köln und Neuß nach Aachen
zusammentreffen.
Im 9. Jahrhundert kommt der Ort an das Erzstift Köln, als dessen Vögte die
Grafen des Jülichgaus auftreten, die sich seit dem frühen 11. Jahrhundert nach
dem Ort Jülich nennen und den Leitnamen Gerhard haben.
Der Beginn der territorialen Ausdehnung ist Wilhelms II. Heirat mit Alveradis
von Maubach, Erbin der von den Pfalzgrafen lehnrührigen Waldgrafschaft mit den
späteren Ämtern Nideggen und Wermeisterei am Nordrand der Eifel längs der
Krönungsstraße von Sinzig nach Aachen sowie der Grafschaft Nörvenich. Dieser
das Reichsgut um Düren umschließende Besitz, der mit den Vogteien über die
linksrheinischen Güter der meisten Kölner Stifte (St. Andreas, Aposteln,
Cäcilien, Kunibert, Maria im Kapitol, Ursula) das Kernland des Erzstifts
durchsetzt, geht ungemindert an Wilhelms Neffen Wilhelm III., Herrn von Heimbach
und Vogt von Groß-St. Martin, über, da dessen Oheim Dietrich 1208 zum
Erzbischof gewählt wird. Als Parteigänger der Staufer erhält Graf Wilhelm IV.
(1219-1278) um 1232 die pfalzgräfliche Belehnung mit der Schirmvogtei über die
Reichsstadt Aachen, die Reichsabtei Kornelimünster und den linksrheinischen
Besitz des Reichsstifts Essen sowie 1246 die Reichspfandschaft Düren. Während
in der Essener Herrschaft Breisig und im Kornelimünsterland die Durchsetzung
der Landesherrschaft ebensowenig wie in Aachen gelingt, kann an der Werft vor
den Toren Kölns auf Vogteigut Kornelimünsters, Essens, kölnischer Stifte und
erzstiftischer Pfandschaften die Sekundogenitur Bergheim errichtet werden, der
aus Hochstadener Erbe 1246 auch Münstereifel zufällt. Düren, an der
Abzweigung der Kölner von der Krönungsstraße gelegen, wird festgehalten und
die Kontrolle über diesen auch politisch wichtigen Handelsweg mit der Erwerbung
der Reichspfandschaft Sinzig 1277 und der Öffnung der Tomburg durch die
kölnischen Lehnsträger 1278 vorübergehend vollendet. So wird Jülich zu einer
ständigen Bedrohung des oberen Erzstifts Köln, wie Kleve es bereits für das
Niederstift geworden ist.
Als der letzte Limburger Herzog Walram IV., Bruder
Adolfs
IV. von Berg 1280 kinderlos stirbt, kommt es zum Limburger Erbfolgestreit, der in der Schlacht von Worringen 1288 gipfelt. In dieser Auseinandersetzung erhebt Reinald von Geldern
als Schwiegersohn Walrams Ansprüche auf Limburg, die er an Brabant verkauft.
Jülich steht auf der Seite des Siegers Brabant, dessen Verbündeter es zusammen
mit Berg und
Mark ist.
1304/07 werden Teile der Grafschaft Kessel mit Grevenbroich, Gladbach und
Brüggen gekauft. 1312 kommt das Amt Münstereifel von einer Nebenlinie zurück.
1336 werden die Jülicher zu Markgrafen und 1356 zu Herzögen. 1335 erhalten
sie die Vogtei über Aachen, 1346 wird
Ravensberg und 1348 auch Berg (bis 1423
bei einer Jülicher Nebenlinie) durch Heirat erworben. Für kurze Zeit (1379 -
1423) gelangen sie ebenfalls durch eine Nebenlinie an Geldern.
Weiter erwerben sie Monschau (1435), Euskirchen, Heinsberg und Geilenkirchen,
Millen, Wassenberg sowie Löwenburg. Zur Residenz machen sie Düsseldorf.
1496 führt Johann II. von Kleve-Mark mit dem Einverständnis von Kaiser
Maximilian I. eine Erbunion mit Wilhelm IV. von Jülich-Berg eine Erbunion
herbei. Sein Sohn Johann heiratet daraufhin 1510 Maria von Jülich-Berg. Damit
kommen 1511 Jülich-Berg und Ravensberg an Kleve-Mark, das 1525 auch Ravenstein
und Wynendal erbt, womit ein für damalige Verhältnisse ein
"Großstaat" entstanden ist.
Nach dem Tod des letzten geldrischen Herzogs Karl von Egmont im Jahre 1538
sprechen sich die geldrischen Stände für den klevischen Erbprinzen als
Nachfolger aus, der 1539 als Herzog Wilhelm V. (der Reiche) in Jülich,
Kleve,
Berg, Mark und Ravensberg die Herrschaft übernahm. Der Erwerb von Geldern
hätte diesen Vereinigten Herzogtümern eine beherrschende Stellung im
Nordwesten des Deutschen Reiches ermöglicht, was vermutlich auch
konfessionspolitische Auswirkungen gehabt hätte, und außerdem wäre durch
Geldern eine direkte Verbindung zwischen den Territorien Kleve und Jülich
hergestellt worden. Doch der Anspruch läßt sich nicht durchsetzen, da er auf
den Widerstand des Hauses Habsburg stößt, das Geldern als (allerdings
umstrittenen) Bestandteil des burgundischen Erbes für sich reklamiert, um
seinen niederländischen Herrschaftsbereich abzurunden. Im kurzen geldrischen
Erbfolgekrieg erringt Kaiser Karl V. in der Schlacht bei Düren einen
eindeutigen Sieg über Herzog Wilhelm V., der im Vertrag von Venlo (1543) sich
völlig dem Kaiser unterwerfen und zugunsten von Habsburg auf sämtliche geldrischen
Ansprüche verzichten muß.
Mit dem geisteskranken Johann Wilhelm (1592-1609) stirbt die Klevische
Dynastie im Jahre 1609 aus.
Es folgt der Jülich-Klevische
Erbfolgestreit in dessen Folge 1614 (endgültig 1666) Jülich mit Berg, aber
ohne Ravensberg, an das Haus Pfalz-Neuburg fällt.
Von größeren Kampfhandlungen bleibt Jülich, wie auch das übrige Rheinland,
während 30-jährigen Krieg weitestgehend verschont, jedoch ist es häufig
Durchmarschgebiet.
1685 fällt Jülich-Berg an
Kurpfalz,
womit es ein Nebenland wird. 1777 beerben die bayrischen Wittelsbacher Kurpfalz
und somit fällt Jülich zusammen mit Berg an Bayern.
Von 1794 bis 1814 ist Jülich von Frankreich besetzt, da Bayern als Ausgleich
Ansbach und Bayreuth erhält.
1815 kommt Jülich, wie auch die übrigen Rheinlande, beim Wiener Kongreß an
Preußen und 1946 als Teil der nördlichen Rheinprovinz zum Land
Nordrhein-Westfalen.
Quellen: Territorien-Ploetz. - Köbler, Gerhard, Historisches Lexikon der
deutschen Länder, München, 1995. - Hantsche, Irmgard, Atlas zur Geschichte des
Niederrheins, Bottrop, 1999.
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