Karten und Bücher über Korfu -
Griechenland Atlas
Greece -
Korfu
bei Wikipedia Der Besucher, der sich heute
Korfu nähert, insbesondere wenn er den Seeweg von
Rijeka entlang der
jugoslawischen Adriaküste gewählt hat, wird nicht wenig erstaunt sein, wie groß
der Gegensatz zwischen den kahlen, verkarsteten dalmatinischen Inseln sowie der
augenscheinlich fruchtbaren Insel Korfu ist. Wohl kaum dürften stark
unterschiedliche natürliche Vorbedingungen Grund für diesen enormen Gegensatz
sein; vielmehr sprechen hierfür jahrhundertelang wiederholte menschliche
Eingriffe. Ähnlich gewichtige Unterschiede ließen sich bei den
Siedlungsstrukturen und der Wirtschaftsform aufzeigen.
Folgerichtig ist der Betrachter
eines Gebietes gezwungen auf jeden Fall auch historische Abläufe und
Geschehnisse in seine Überlegungen mit einzubeziehen, da ohne sie die Genese von
Landschaftsbild, Siedlungsstrukturen usw. gar nicht nachvollziehbar wäre. Aus
diesem Grunde soll hier ein kurzer historischer Abriss gegeben werden.
Über die meisten griechischen
Städte und Inseln finden sich älteste Berichte in der Mythologie. So auch im
Fall von Korfu, das man allgemein als das Land der
Phäaken ansieht, wo Odysseus
gastliche Aufnahme bei König
Alkinoos und seiner Tochter
Nausikaa fand.
Die korinthische Kolonie Korkyra
Das erste gesicherte Datum der Geschichte Korfus
fällt in das Jahr 734 v. Chr., als
korinthische
Siedler unter der Führung des Chersikrates aus dem Geschlecht der Bacchiaden im Gebiet des heutigen Stadtteils
Palaiopolis eine Siedlung gründeten, der sie den Namen Korkyra gaben.
Über die Urbevölkerung der Insel existieren keine
verlässlichen Nachrichten, doch nimmt man an, dass sie von dem
epirotischen
Stamm der Liburnier bewohnt war. Hinzu kamen sicherlich auch
illyrische
und andere balkanische Stämme. Vor den
Korinthern
muss es einen Kolonisationsversuch durch Euböer aus der Stadt Eritrea gegeben
haben, der jedoch mehr oder minder scheiterte.
Vieles spricht dafür, dass die Ureinwohner einen
griechischen Dialekt sprachen da sich keine fremden Einflüsse im späteren
korfiotischen Dialekt nachweisen lassen.
Bestimmend für die Gründung dieser Kolonie durch die
Korinther war zweifelsohne die hervorragende geographische Lage. Einerseits
konnte auf der Ostseite der Insel ein sehr geschützter Hafen angelegt werden, wo
jene Schiffe, die in das nahe gelegene Italien hinübersegeln wollten, günstige
Winde abwarten konnten. Andererseits hatte man im Falle Korfus einen
ausgezeichneten Stützpunkt für die Überwachung des Adriaeingangs und einen
Brückenkopf zu den süditalienischen griechischen Kolonien sowie einen
Ausgangspunkt für eine weitere Handelsausdehnung entlang der
illyrischen
Küste nach Norden.
Auf Grund der günstigen Lage entwickelte sich die
Neugründung sehr schnell und brachte es durch Handel und Schifffahrt bald zu
Wohlstand.
Die wichtigsten Handelsgüter im adriatischen Raum
waren Silber, tierische Produkte und Schiffsbauholz. Die weit reichenden
Beziehungen der Insel bezeugen z.B. Funde in Palaiopolis, wo man Keramik des
früh-korinthischen,
attischen,
rhodischen und
milesischen Typs fand. Daneben bezeugen Münzfunde korkyräischer Varianten
der
korinthischen
Währung im nördlichen
Adriagebiet und sogar in den
ostetruskischen
Städten das Ausmaß der Handelsbeziehungen.
Die wirtschaftliche Macht stärkte natürlich auch das
politische Selbstbewusstsein der Kolonisten. Im Zuge der Versuche sich völlig
von
Korinth
zu lösen, kam es um das Jahr 665 v. Chr. im Kanal von Korfu zur ersten
geschichtlich bezeugten Seeschlacht Griechenlands. Zwar konnten die Korkyräer in
dieser Schlacht einen Sieg für sich verbuchen, doch die Selbständigkeit
erlangten sie nicht.
Im Verlauf der nächsten Jahre kam es wieder zu einer
Normalisierung der Beziehungen zwischen Kolonie und Mutterstadt, was sogar zur
Gründung gemeinsamer neuer Kolonien führte. Nämlich Jahre 627 v. Chr.
Epidamnos (das
heutige
Durrës
– italienisch
Durazzo) und
um 600 v. Chr.
Apollonia, die beide an der
albanischen
Küste nördlich der Insel liegen.
Eine Bedrohung der weiteren Entwicklung der Insel
ergab sich während der Herrschaft des
korinthischen
Tyrannen
Periander
(ca. 625 - 586 v. Chr.). Dieser schickte seinen Sohn Lykophron als Statthalter
auf die Insel und brachte die Kolonie wieder unter die völlige Kontrolle der
Mutterstadt. Die aufgebrachten Korkyräer ermordeten den Sohn
Perianders,
worauf der
Tyrann
300 vornehme korkyräische Jünglinge gefangen nehmen ließ, um sie nach dem
asiatischen
Sardis
zu schicken, wo sie als
Eunuchen am
Hofe König
Alyattes II. dienen sollten. Das Schiff welches sie dorthin bringen sollte ,
musste in
Samos
anlegen, wo die Geiseln von den aufgebrachten Inselbewohnern befreit und auf
sicherem Wege in ihre Heimat zurück geschickt wurden.
Nach dem Fall der korinthischen Tyrannei im Jahre
582 v. Chr. änderten sich die Verhältnisse in Korinth wesentlich und auch
Korkyra nutze die Gelegenheit sich der Herrschaft der Mutterstadt zu entledigen.
Korfu in der Antike
Zwar hat Korfu eine große Geschichte und ist reich
an Mythen und Legenden, doch sind die Zeugnisse aus jener Zeit recht spärlich.
Die antike Burg (Akropolis) lag bei dem heutigen Dorf Analipsis und die
aristokratischen Viertel an den nördlich anschließenden Hängen, dort wo sich
heute der Park von Mon Repos befindet. Am Fuß dieser Hänge vermutet man den
antiken Marktplatz nahe dem Hafen an der
Garitsa-Bucht. Zwischen diesem und dem
hylläischen Hafen in der Lagune Chalikiopoulos war im 5. Jahrhundert v. Chr.
eine Mauer geplant, die jedoch nur zu einem sehr geringen Teil auch gebaut
wurde.
Die Reste der wichtigsten antiken Gebäude datieren
in das 6. Jahrhundert, als die Insel sehr wohlhabend war. Doch ist von den
Bauwerken nicht viel übrig geblieben, denn wie in anderen antiken Städten wurden
auch in Korfu die Reste besonders im Mittelalter zu Bauzwecken verwandt. So
sollen für den Bau der venezianischen Befestigungsanlagen insgesamt ca. 20.000
Blöcke benutzt worden sein. Darüber hinaus gelangten zahlreiche antike
Einzelstücke in private Hände, besonders während der britischen Protektoratszeit
im letzten Jahrhundert. Die wenigen verbliebenen Reste befinden sich nun im
archäologischen Museum der Stadt Kerkyra, dessen bedeutendstes Stück das
West-Pediment des Artemistempels ist. Zentrale Figur dieses
Pediments ist eine
fratzenhafte
Gorgodarstellung. Der dorische Artemistempel wurde zwischen 1911
und 1914 von dem deutschen Archäologen Dörpfeld unter finanzieller Trägerschaft
Kaiser
Wilhelms II., ausgegraben. Zu erwähnen wären noch Tempel und Brunnen von Kardaki sowie der antike Friedhof im heutigen Stadtteil Garitsa, wo man das Grab
des Menekrates im Jahre 1846 fand. Der Löwe, der das Grab zierte, gehört zu den
schönsten frühgriechischen Plastiken (Anfang des 6. Jahrhunderts) und ist
ebenfalls im archäologischen Museum zu sehen.
Im weiteren Verlauf der Geschichte zeigten sich die
Korkyräer oft als wenig zuverlässige Bundesgenossen. So gaben sie dem
athenischen Gesandten wage Versprechungen als dieser sie zu einem Beitritt zum
griechischen Bündnis gegen die
Perser unter
Xerxes aufforderte. Schließlich
schickten sie doch 480 v. Chr. 60 Schiffe, die jedoch die
Seeschlacht bei
Salamis offensichtlich absichtlich verpassten. Man entschuldigte dies später mit
widrigen Winden, die die Schiffe an der Küste des
Peloponnes festhielten.
Nachdem die Invasoren geschlagen waren, forderten viele Griechen Rache an den Korkyräern und es war dem Einspruch des
athenischen Feldherrn
Themistokles zu
verdanken, dass dies nicht geschah, denn er argumentierte eine solche Aktion
würde nur zur Schaffung neuer innergriechischer Probleme beitragen. Doch es
waren die Korkyräer, die sich als nicht besonders dankbar erwiesen. Einige Jahre
später als sich
Themistokles auf der Flucht befand, verweigerten sie im das
Asyl
und brachten ihn an das Festland zurück, da sie fürchteten sich durch seine
Aufnahme den Zorn
Athens und
Spartas zuzuziehen.
Bis zum Jahre 435 v. Chr. gibt es nur wenige
Nachrichten bei den antiken griechischen Historikern über Korfu, was sich aber
mit Beginn des peloponnesischen Krieges ändert, denn der Inselstaat war es
nämlich der den "casus belli" lieferte. An Korkyras und Korinths
gemeinsamer
Kolonie
Epidamnus entzündeten sich die Auseinandersetzungen. Dort gab es zu
jener Zeit, wie auch in den anderen griechischen Staaten eine "demokratische"
und eine "aristokratische" Partei. Die letztere war aus der Stadt vertrieben
worden und hatte sich mit dem
epirotischen
Stamm der Taulantier verbündet, der
die Umgebung der Stadt bewohnte.
Im Jahre 436 v. Chr. setzten sie gemeinsam der Stadt
so sehr zu, dass sich die Bewohner gezwungen sahen eine Abordnung mit der Bitte
um Hilfe nach Korkyra zu schicken. Dort aber regierte eine aristokratische
Partei, die es ablehnte Entsatz zu senden, weshalb die Abgesandten nach
Delphi
weiterreisten und das Orakel befragten, welches ihnen riet die Korinther um
Unterstützung zu bitten. Jenen kam der Hilferuf aus
Epidamnus gerade recht, denn
die Beziehungen zwischen ihnen und Korkyra waren im Laufe der Jahre wieder
einmal auf einem Tiefpunkt angelangt. Die Unterstützung der
Epidamner bedeutete
eine willkommene Gelegenheit im Einflussbereich der Korkyräer zu intervenieren.
Die Korinther
rüsteten eine Truppe aus, die sie auf dem Landwege nach
Apollonia
schickten, um so nicht von der korkyräischen Flotte abgeschnitten werden zu
können. Als man in Korkyra von dieser Aktion hörte, schickte man sofort eine
Flotte von 40
Triremen nach
Epidamnus, wo man die Bewohner aufforderte ihre neuen
Verbündeten nach Hause zu schicken. Als dies nicht geschah, wurde die Stadt
sowohl vom Lande als auch von See her belagert.
Nachdem dies in Korinth
bekannt wurde, bildete man
eine Allianz mit den Nachbarrepubliken und rüstete eine Flotte von 75
Triremen
aus, wovon 10 von den
Leukadiern und
4 von den Kephalloniern gestellt wurden.
Diese Schiffe mit 2.000 Mann schwer bewaffneter
Infanterie an Bord schickte man aus, um die Belagerer von
Epidamnus zu
vertreiben. Die Korkyräer ihrerseits sandten den Alliiertem 80
Galeeren
entgegen, die ihnen beim Golf von
Arta eine empfindliche Niederlage beibrachten.
Die Korinther mussten den Verlust von 15 Schiffen hinnehmen und die siegreichen
Korkyräer errichteten bei Lefkimi im Süden der Insel ein Siegeszeichen, wo sie
auch die Gefangenen töteten, abgesehen von den korinthischen Bürgern, die sie
als Geiseln behielten.
In der Zwischenzeit war die Belagerung von
Epidamnus
weiter geführt worden und als die Nachricht der Niederlage der verbündeten
Flotte eintraf, ergab sich die Stadt den korkyräischen Belagerern.
Nun hatten die Korkyräer die Vormachtstellung im
Ionischen Meer erlangt, die sie dazu nutzten die Küsten von
Elis und
Leukas zu
verwüsten, da jene Staaten die Korinther gegen die Insel unterstützt hatten.
Ungeachtet der Verluste machte man in Korinth alle Anstrengungen, um eine neue
größere Flotte auszurüsten. So wurde Geld geliehen, Schiffe gebaut und Ruderer
auf dem gesamten
Peloponnes angeheuert. In der Zwischenzeit führten die
Eleer
ihrerseits eine Strafexpedition gegen Korkyra durch und bauten aus dem Erlös der
Beute einen Tempel in ihrer Heimatstadt.
Den Korkyräern wurde allmählich bewusst, dass sich
die Auseinandersetzung mit Korinth
länger als erwartet hinziehen würde, und dass
sie ebenfalls dringend Verbündete gewinnen müssten. Sie schickten deshalb eine
Gesandtschaft nach Athen, um ein Bündnis mit dem mächtigen Stadtstaat zu
schließen. Die Anfrage Korkyras wurde in zwei Versammlungen erörtert und
schließlich im Jahre 433 v. Chr. positiv beantwortet, gegen alle Einwände
korinthischer Botschafter. Ob dieser Vertrag geschlossen wurde, um dem Nachbarn
Korinth
zu drohen oder weil man einen Staat mit einer so großen Flotte nicht als
Bundesgenossen abweisen wollte, ist nicht ganz klar zu entscheiden, doch war die
Insel in jedem Falle ein wichtiger Hafen für die
athenische Flotte auf dem Weg
nach Sizilien, insbesondere wenn man bedenkt, dass damals die Schifffahrtsrouten
entlang der Küsten verliefen und Überfahrten nur an den Meerengen gewagt wurden
(also bei der Straße von
Otranto nach Italien).
Die
Athener schickten den Korkyräern 10
Triremen zu
Hilfe, gaben den Kommandanten jedoch den Befehl sich strikt dem Kampfgeschehen
zu enthalten und nur im Falle einer Invasion der Insel einzugreifen. Hinter
dieser Entscheidung stand der Wunsch
Athens einen Bruch mit den
peloponnesischen
Verbündeten zu vermeiden. Die Flotte Korkyras bestand aus 110
Triremen ohne die
10 athenischen, die ihr Lager auf den
Sybota-Inseln, die der Südspitze Korkyras
gegenüber liegen und nur wenige Hektar groß sind. Die Korinther
hatten insgesamt
140 Schiffe ausgerüstet, zu denen noch 10 weitere aus
Leukas kamen. Ihre Flotte
schlug ebenfalls ein Lager am Festland auf, doch weiter südlich bei Chimerium,
welches der Insel Paxos gegenüberliegt. Die folgende
Seeschlacht zeichnete sich
zwar durch großen Einsatz auf beiden Seiten aus, doch glich sie eher einer
Landschlacht, denn einem wohl geplanten Seegefecht. Die
Athener, die
ursprünglich auf dem rechten Flügel der korkyräischen Flotte gesegelt waren,
griffen nur in soweit ein, als dass sie sich im weiteren Verlauf der Schlacht an
verschiedenen Stellen zeigten und dadurch den Gegner einzuschüchtern
versuchten. Auf dem linken Flügel waren die Korkyräer zwar recht erfolgreich und
konnten den Gegner an die Küste zurück treiben, doch musste auf der anderen
Seite ihr rechter Flügel ebenfalls Schutz an der heimischen Küste suchen, wo es
die Korinther
für zu gefährlich hielten ihnen zu folgen. Nach der Schlacht
sammelten beide Seiten ihre Schiffe und Toten ein, um letztere zu begraben,
wofür die Korinther eine Stelle am Festland unweit der
Sybota-Inseln wählten.
Beide Seiten rüsteten noch am Nachmittag des gleichen Tages zur Fortsetzung der
Kämpfe, als am Horizont eine
Schwadron von 20 weiteren
athenischen Schiffe
gesichtet wurde. Durch eine solche Verstärkung eingeschüchtert drehte die Flotte
der Verbündeten ab. Sie versuchten schließlich Korkyräer und
Athener zu
spalten, in dem sie eine Botschaft an die
athenischen Kommandeure schickten, in
der sie jenen vorwarfen ihnen die Zufahrt nach Korkyra zu versperren.
Sie erhielten die Antwort, dass niemand sie an der
Weiterfahrt hindere, doch werde man jeden Versuch eines Angriffs gegen Korkyra
oder eines seiner Territorien auf das schärfste bekämpfen. Daraufhin begnügten
sich die Korinther
mit der Errichtung eines Siegeszeichens in
Sybota zählten
ihre Gefangenen und stellten fest, dass allein 800 davon
Sklaven waren, die sie
später verkauften. Die verbliebenen 250 waren Korkyräer, meist aus vornehmen
Familien, diese nahmen sie mit als wertvolle Geiseln.
Auch die andere Seite errichtete ein Siegeszeichen,
nämlich auf den
Sybota-Inseln und segelte dann ebenfalls nach Hause. So endete
der "korkyräische Krieg" ohne eine wirkliche Entscheidung gebracht zu haben:
Anders allerdings waren die Konsequenzen, die sich aus dieser Auseinandersetzung
für ganz Griechenland und speziell für
Athen ergaben. Die nächsten dreißig Jahre
tobte der "Peloponnesische Krieg", denn nach der Heimkehr der korinthischen
Flotte kündigten die Korinther
alle Verträge mit
Athen, verbündeten sich mit
Sparta und erklärten gemeinsam den Krieg.
Die Insel Korkyra wäre wegen seiner peripheren Lage
sicher im wesentlichen von dem Schrecken des Krieges verschont geblieben,
hätten nicht starke innere Spannungen zu einem Bürgerkrieg geführt.
Im fünften Jahr des
peloponnesischen Kriegs (427 v.
Chr.) wurden die 250 Geiseln, die man während der Schlacht genommen hatte, gegen
eine Lösegeldzahlung nach Hause geschickt. Entscheidender für die Freilassung
war jedoch, dass man ihnen das Versprechen abgenommen hatte, sie würden sich in
der Heimat für die Sache Korinths und seiner peloponnesischen Verbündeten
einsetzten. Dies geschah auch und in einer Versammlung der Bürgerschaft, bei
der auch Vertreter
Athens und Korinths
anwesend waren, beschloss man neutral
zubleiben. Das wiederum war den Vertretern der oligarchischen Partei nicht
genug. Damals gab es einen Mann namens Peithias in Korkyra, der der Anführer der
Volkspartei war und außerdem die Funktion eines Honorarkonsuls für
Athen
ausübte. Diesen nun klagte die
oligarchische Partei an, denn sie behaupteten er
wolle die Insel unter das Joch der
Athener bringen. Doch wurde er freigesprochen
und erhob nun seinerseits Klage gegen die fünf reichsten aus der
oligarchischen
Partei, sie hätten ihre Rebpfähle aus dem Tempelbezirk geschnitten. Sie wurden
zu einer Strafe von einem Goldstück pro Rebpfahl verurteilt. Um Schutz flehend
setzten sie sich an die Altäre und baten um eine Zahlung in Raten. Peithias
jedoch setzte im Rat, in dem er zu jener Zeit saß, durch, dass man gegen sie mit
Härte verfuhr. Darüber hinaus verkündete er, er wolle darauf hin wirken, mit den
Athenern wieder ein Bündnis zu schließen. Als die Verurteilten davon erfuhren,
drangen sie mit ihren Gesinnungsgenossen in den Rat ein und erdolchten den Peithias und fast 60 andere Anhänger der Volkspartei. Nur wenige konnten sich
auf das athenische Schiff retten, welches noch im Hafen lag.
Anschließend riefen sie die Korkyräer zusammen und
erklärten ihnen, man wolle von nun an wirklich neutral bleiben und jeweils nur
ein Schiff der beiden Parteien landen lassen, alles andere würde als
kriegerische Handlung gewertet. Sie schickten darauf Gesandte nach
Athen um dort
den Beschluss der Neutralität zu verkünden, wurden aber ergriffen und als
Aufrührer auf der Insel
Ägina in Gewahrsam genommen.
In der Zwischenzeit war in Korkyra ein korinthisches
Schiff gelandet, mit dessen Hilfe die
Oligarchen das Volk angriffen. Im Kampf
blieben sie auch Sieger, doch konnte sich das Volk auf die Burg retten und
befestigte sich dort. Ein Teil nahm später den hylläischen Hafen in Besitz und
andere den Markt. Am nächsten Tag gab es kleinere Kämpfe und jede Seite schickte
Boten aufs Land und bot den Sklaven die Freilassung an, So hatte das Volk einen
großen Zulauf durch die Sklaven, während die
Oligarchen 800 Mann Verstärkung vom
Festland erhielten. Tags darauf begann der Kampf von neuem, den das Volk aber
diesmal für sich entscheiden konnte. Das korinthische
Schiff durch die
Niederlage besorgt, segelte ab und auch die Hilfstruppen vom Festland setzten
sich ab. Am folgenden Tag kam Hilfe aus
Athen, eine Flotte von 12 Schiffen mit
500 Mann Besatzung unter der Führung des Nikostratos. Diese setzten den Kämpfen
ein Ende und erreichte eine Aussöhnung der Parteien, sowie einen neuen Vertrag
zwischen der Insel und
Athen. Als er wieder absegeln wollte, baten ihn die
Vertreter der Volkspartei fünf Schiffe zu ihrem Schutz da zulassen, dafür
sollte er fünf Schiffe mit korkyräischer Besatzung erhalten, worauf er auch
einging: Nun setzten aber die Anhänger der Volkspartei ausnahmslos Männer der
gegnerischen Partei auf die Mannschaftslisten, die natürlich befürchteten nach
Athen verschleppt zu werden, weshalb sie in den Tempel der
Dioskuren flüchteten,
nahezu 400 Mann an der Zahl. Nikostratos sprach ihnen gut zu, was aber nicht
nutzte. Das Volk wollte sich schon wieder auf sie stürzen, was aber Nikostratos
verhinderte. Schließlich wurden sie auf eine vorgelagerte Insel geschafft, wohin
man ihnen auch Lebensmittel brachte.
Ungefähr 4 oder 5 Tage später segelte eine
peloponnesische Flotte von 53 Schiffen gegen die Insel. Als sie in Korkyra
bemerkt wurden, gab es große Verwirrung. Die
Athener wollten zuerst gegen den
Feind ziehen, doch segelten die Korkyräer eher los und auf ihren Schiffen gab es
wieder Auseinandersetzungen, weshalb die
Peloponnesier schnell die Oberhand
gewannen. Gegen Abend mussten sich Athener und Korkyräer sich in die Stadt
zurückziehen.
Nach dem Seesieg der Gegner glaubten die Korkyräer,
sich auf einen weiteren Angriff einstellen zu müssen. Deshalb holten sie
zunächst die Oligarchen von der Insel zurück und ließen sie in einem Tempel
unter Wachen. Doch segelten die
Peloponnesier nicht wie erwartet am folgenden
Tag gegen die Stadt, sondern gingen im Süden bei Lefkimi an Land, wo sie alles
bebaute Land verwüsteten. Die Volkspartei begann nun Verhandlungen mit der
gegnerischen Partei, um die Insel zu retten. Schließlich wurden 30 Schiffe
bemannt, da man immer noch einen Angriff erwartete. Doch in der Nacht meldeten
Feuerzeichen das Herannahen einer großen
athenischen Flotte, die von dort nach
Bekanntwerden des Bürgerkriegs ausgeschickt worden war. Die
Peloponnesier
verließen daraufhin ihren Ankerplatz bei den
Sybota-Inseln und segelten entlang
der Küste auf ihre Heimat zu. Nachdem die Nachricht von der Ankunft der
athenischen Flotte in Korkyra eingetroffen war, begann ein großes Gemetzel, bei
dem jeder von dem man glaubte er gehöre der oligarchischen Partei an, erschlagen
wurde. Von den Schutzflehenden, die sich immer noch im Tempel befanden,
überredete man 50 sich einem Gericht zu stellen, welches sie alle zum Tode
verurteilte. Als die verbliebenen davon erfuhren, begingen die meisten von ihnen
Selbstmord. Außer den politischen Motiven kam es häufig zur Begleichung alter
Fehden und auch mancher, der große Schulden hatte, erschlug seinen Gläubiger.
Dieses Morden dauerte genau sechs Tage, so lange nämlich, wie sich die
athenische Flotte vor der Insel befand.
In der folgenden Zeit brach der Bürgerkrieg auch in
anderen Teilen Griechenlands aus und brachte dem ganzen Land großen Schaden.
Jene Korkyräer, die vertrieben worden waren, bzw. sich hatten auf das Festland
retten können, insgesamt waren es wohl an die 500, überfielen die Insel in der
Folgezeit häufig und brachten die Stadt in arge Bedrängnis, da sie ihnen die
Versorgungswege abschnitten. Schließlich setzten sie mit Kähnen alle zusammen
über, verbrannten diese und waren so gezwungen auf der Insel zu bleiben und
beherrschten schließlich das offene Land.
Zwei Jahre später, im Sommer des Jahres 425 v. Chr.,
befand sich eine
attische Flotte auf dem Weg nach
Sizilien, die auch in Korkyra
landete. Hier nun eroberten sie die Festung jener Korkyräer, die sich auf dem
Berg Istone verschanzt hatten und die Insel von dort terrorisierten. Die Männer
jedoch konnten sich auf eine Anhöhe retten und sie ergaben sich erst nachdem man
ihnen die Zusicherung gegeben hatte, man werde sie in
Athen und nicht in Korkyra
vor Gericht stellen. Dies allerdings nur unter der Bedingung, dass keiner vor
ihnen einen Fluchtversuch unternähme, andernfalls würde man sie doch an ihre
Gegner ausliefern. Die jedoch schickten Strohmänner zu den Gefangenen und
überredeten sie zu fliehen, was sie dann auch taten und natürlich gefasst
wurden.
Wie nicht anders zu erwarten gab es wieder ein
Gemetzel auf der Insel, diesmal allerdings hatten die
Oligarchen keine
Möglichkeit sieh zu wehren, da sie ihren Gegnern hilflos ausgeliefert waren. Sie
wurden zu jeweils 20 aus dem Gefängnis geführt und dann erschlagen, als die
verbliebenen davon erfuhren leisteten sie Widerstand und weigerten sich das
Gefängnis zu verlassen. Daraufhin deckten ihre Peiniger das Dach ab und töteten
sie mit Pfeil und Bogen von oben. Wieder nahmen sich viele das Leben. Die
Frauen, die man in der Festung auf dem Berg Istone gefangen genommen hatte,
wurden alle in die Sklaverei verkauft.
Damit war der Bürgerkrieg nun absolut beendet, denn
die oligarchische Partei hatte aufgehört zu existieren.
Im Jahre 415 v. Chr. war die Insel großer
Sammelpunkt für die Flotte
Athens und seiner Verbündeten, von hier aus starten
sie mit 130 Kriegsschiffen, zahlreichen Versorgungsschiffen und sonstigen
Begleitfahrzeugen in Richtung
Sizilien, wo sie die Stadt
Syrakus angreifen
wollten. Zwei Jahre später, als sich die Probleme der
Athener vor
Syrakus
vergrößerten, schickten die Korkyräer 15 Schiffe mit einigen Schwerbewaffneten
zu Hilfe, doch auch sie erlitten das gleiche Schicksal wie das gesamte
athenische Heer, welches besiegt wurde und in der Gefangenschaft umkam.
Nach dieser katastrophalen Niederlage
Athens und
seiner Verbündeten erhielt die
oligarchische Partei wieder einmal neuen Auftrieb
und versuchte den
athenischen Einfluss zu beseitigen. Als das Volk diese Absicht
bemerkte, schickte es sofort eine Botschaft mit der Bitte um eine Schutztruppe
nach Athen. Unter der Führung des Admirals
Konon kamen 600
Messenier in die
Stadt, nach deren Ankunft im Jahre 407 v. Chr. es aber wieder ein Massaker gab,
denn die Anhänger der demokratischen Partei gingen sofort gegen alle
wohlhabenden Bürger vor.
Einige wurden getötet, andere ins Gefängnis geworfen
und fast 1.000 aus der Stadt vertrieben. Danach befreiten sie die
Sklaven und
bürgerten die Fremden ein. Einige Tage später kehrte eine Gruppe der
Vertriebenen zurück und verschanzte sich in der
Agora, wo sie aushalten wollten,
bis die restlichen Flüchtlinge vom
Epirus zu ihnen stoßen konnten. Es kam
abermals zu Auseinandersetzungen zwischen beiden Parteien, doch am folgenden Tag
machte der athenische Kommandeur Friedensvorschläge, die auch beiderseits
akzeptiert wurden. Danach lebten beide Seiten mit gleichen Rechten auf der Insel
und weil sie sich hinfort aus allen innergriechischen Streitigkeiten
heraushielten, erreichte die Insel schon nach wenigen Jahren das alte Maß an
wirtschaftlichem Wohlstand und militärischer Macht.
Wie die meisten griechischen Kleinstaaten hatte sich
auch Korkyra schließlich von
Athen nach deren zahlreichen Niederlagen
losgesagt. Doch als die Athener ihre alte Position wiedererlangt hatten,
schickten sie 375 v. eine Flotte von 60 Schiffen unter Timotheus, Sohn
Konons,
zur Insel, um diese wieder in ihre alte politische Abhängigkeit von
Athen
zurückzuführen. Timotheus wurde Herr der Insel ohne auf irgendeinen Widerstand
zu stoßen. Seine Herrschaft über Korkyra war aber sehr bescheiden, denn er
schickte niemanden in die Verbannung und änderte die bestehenden Gesetze nicht.
Die
oligarchische Partei schickte jedoch Gesandte
nach Sparta mit der Zusage, ihnen die Insel auszuliefern, falls sie ihnen gegen
die Athener zu Hilfe kämen. Die
Spartaner zeigten sich zwar hoch erfreut über
eine solche Nachricht, konnten aber erst im folgenden Jahr (374 v. Chr.) eine
Truppe schicken, da sie damals noch in den thebanischen Krieg verwickelt waren.
Sie sandten also 22 Schiffe unter Führung von
Alkidas nach Korkyra und gleichzeitig an Dyonisius von
Syrakus eine Nachricht,
da sie annehmen konnten, dass jener ein ähnlich großes Interesse an einer
Aktion gegen
Athen habe. Bei seiner Ankunft auf der Insel erklärte
Alkidas den Bewohnern er sei auf dem Wege nach
Syrakus, doch waren die
misstrauisch und begannen die Stadt zu befestigen. Außerdem schickten sie eine
Gesandtschaft nach
Athen, welche dort von dem Auftauchen der
Spartaner
berichtete. Im folgenden Frühling fanden die Korkyräer ihre Befürchtungen
bestätigt, als nämlich eine Flotte von 65 Schiffen mit 1.500 Söldnern als
Besatzung im Hafen vor Anker ging. Die Truppen gingen nördlich der Stadt an
Land, wodurch sie nun alle Verbindungen abgeschnitten hatten. Mnasippus, der
spartanische Kommandant, beabsichtigte die Bewohner auszuhungern.
In der Zwischenzeit hatten die
Athener eine Truppe
von 600 Soldaten unter Ktesikles über Land den Korkyräern zu Hilfe geschickt.
Darüber hinaus waren 60 Schiffe ausgerüstet worden. Das
athenische Landheer
erhielt Transportmittel von
Alketas, dem König des
Epirus, womit sie bei Nacht
auf die Insel übersetzen konnten und auch Einlass in die Stadt erhielten. Dort
fanden sie die Insulaner in einem jämmerlichen Zustand vor, denn jene hatten
keine Möglichkeit sich Lebensmittel zu beschaffen. Für einen erfolgreichen
Ausfall waren sie nicht gerüstet und ihre Schiffe hatten sie verbrannt, damit
sie nicht dem Feind in die Hände fielen. So waren viele aus der Stadt
geflüchtet, obwohl die
Spartaner gedroht hatten, jeden als
Sklaven zu verkaufen,
der die Stadt verließe.
Bei der Ankunft der
Athener war die Belagerung der
Stadt also schon recht weit fortgeschritten und Mnasippus rechnete mit einem
baldigen Ende der Belagerung, weshalb er, der als besonders geizig bekannt war,
einen Teil seiner Söldnertruppe entlassen hatte, die nun plündernd über die
Insel zog. Auch den übrigen enthielt er den Sold. Diese Umstände nutzte Ktesikles, der
athenische Kommandant für einen Ausfall, bei dem er 200 der
Feinde von deren Lager abschneiden konnte. Bald darauf ließ er einen
Scheinangriff gegen das Lager des Mnasippus führen, auf den dieser auch sofort
mit den Truppen, die er gerade bei sich führte, reagierte. Den Söldnern gab er
Befehl ihm zu folgen, was diese aber nur sehr zögernd taten. Bei seinem
Gegenangriff liefen die Belagerer genau in die Falle, die ihnen die Athener
gestellt hatten und so wurden sie vor den Toren der Stadt von drei Seiten
gleichzeitig unter Beschuss genommen. Nachdem ihr Feldherr gefallen war, zogen
sich die spartanischen Truppen so schnell wie möglich in ihr Lager zurück. Als
sie kurz darauf vom Herannahen der athenischen Flotte erfuhren, verließen sie
völlig ungeordnet die Insel, wobei sie sowohl einige Verwundete, als auch einen
großen Teil der Beute zurück ließen.
Kurz nachdem die athenische Flotte unter
Iphikrates
auf der Insel eingetroffen war, kamen 10 Schiffe aus
Syrakus auf die korkyräischen Küsten zu gesegelt. Der
athenische Flottenkommandant hatte jedoch
Wachtposten auf der Insel verteilt und so überraschte er die Eindringlinge als
sie im Süden an Land gegangen waren. Nur eines der 10 Schiffe konnte entkommen.
Nun blieb Korkyra für die nächsten Jahre unter
athenischem Einfluss bzw. Abhängigkeit. Der Inselstaat wurde von einer
demokratischen Partei regiert, doch ließen die
Oligarchen wie schon so oft in
der Geschichte der Insel nicht in ihren Bemühungen nach, die Macht wieder zu
erlangen. Dies gelang ihnen im Jahre 359 v. Chr. als sie den
athenischen General
Chares bestachen, der nach Korkyra gekommen war, um die fälligen
Kontributionen
für Athen zu kassieren. Mit seiner Hilfe und nach großem Blutvergießen regierte
die oligarchische Partei auf der Insel. Da sich die
Athener damals mit inneren
Schwierigkeiten zu beschäftigen hatten, gelang es Korkyra im Jahre 351 v. Chr.
endgültig den Einfluss des
Stadtstaats auf der Insel zu beseitigen. Die Korkyräer gingen sogar so weit sich mit ihren alten Feinden, den
Korinthern zu
verbünden und diesen Hilfe für ihre Unternehmungen in
Sizilien zu schicken (343
v. Chr.).
In jener Zeit trat ein neuer Machtfaktor in die
griechische Geschichte, das Königreich
Makedonien, welches bald die Herrschaft
über fast ganz Griechenland innehatte, bei formaler Selbständigkeit der
Kleinstaaten. Korkyra war von dieser Entwicklung relativ unberührt wegen seiner
ausgeprägten Randlage. Die Interessenschwerpunkte der
Makedonier lagen
besonders unter
Alexander dem Großen weiter im Osten und so hatten die Korkyräer
während jener Zeit wieder einen merklichen wirtschaftlichen und politischen
Aufschwung zu verzeichnen. Erst unter den Nachfolgern
Alexanders wuchs deren
Interesse an der mittlerweile wieder reichen Insel. Doch bot die geographische
Lage relativen Schutz und gute Verteidigungsmöglichkeiten. Da sie vom
makedonischen Machtzentrum in Nordgriechenland durch das schwer zugängliche
Gebirge des Epirus geschützt waren, gelang es den Korkyräern sogar den
makedonischen König
Kassander, der sein Reich an den
adriatischen Küsten zu
stärken suchte, wieder aus den Städten
Epidamnus und
Apollonia zu vertreiben.
Auch ein weiterer Angriff zwei Jahre später (310 v. Chr.) brachte ihm nicht den
gewünschten Erfolg.
Griechenland wurde damals schwer durch die
Machtkämpfe der Nachfolger
Alexanders zerrüttet. Diese unsteten Verhältnisse
nutzten immer wieder
Söldnerführer, denen es gleich den
Condottieri im
Mittelalter gelang zeitweise recht große Gebiete unter ihre Herrschaft zu
bringen. Einer von ihnen, ein
spartanischer Adeliger mit Namen Kleonymus, führte
eine Flotte nach Süditalien, wo er den
Tarentinern gegen die
Lukanier und
Römer
zu Hilfe eilen sollte. Auf seinem Weg dorthin landete im Jahre 301 v. Chr. auf Korkyra, wo es ihm ein leichtes war mit seinen 20.000 Fußsoldaten und 2.000
Reitern die Stadt zu erobern und große Beute zum machen. Er befestigte die Stadt
und ließ eine starke
Garnison in ihr zurück als er nach Italien zog. Da seine
Unternehmungen dort wenig Erfolg hatten musste er sich wieder auf die Insel
zurück ziehen, von der er aber schon bald durch Agathokles, den Tyrannen von
Syrakus vertrieben wurde.
Bald nach der
Schlacht von Ipsos (in
Kleinasien im
Jahre 301 v. Chr.) versuchte
Kassander König von
Makedonien erneut die Insel zu
erobern, doch musste er die Belagerung sehr schnell aufgeben, denn unter der
Führung des
Agathokles selbst wurde die
makedonische Flotte verbrannt. Später
gab er die Insel seiner Tochter als Mitgift bei deren Heirat mit
Pyrrhus, dem
König des Epirus. Dieser hatte aber nach Sitte orientalischer Fürsten schon zwei
Frauen und die eifersüchtige Lanassa zog sich auf die Insel zurück und sandte
Boten zu Demetrius Poliorketes, dem Rivalen des
Kassander und
Pyrrhus, und bot
diesem eine Heirat mit ihr und die Insel wiederum als Mitgift an.
Auch in den folgenden Jahren kam Griechenland nicht
zur Ruhe und ebenso wechselte Korkyra einige Male die Besitzer. So nahm im Jahre
274 v. Chr. Ptolmäos Sohn des
Pyrrhus die Insel bei einem Überraschungsangriff
ein und sie verblieb wohl auch im Königreich
Epirus bis sie zu Ende des dritten
Jahrhunderts immer häufiger von
Piraten heimgesucht wurde. Besonders aktiv auf
diesem Gebiet waren die
Illyrer, die regelmäßig die griechische
Adriaküste
heimsuchten. Bei einem dieser Raubzüge belagerten sie auch Korkyra, deren
Bewohner statt sich selbst zu verteidigen, Hilfe bei anderen griechischen
Staaten suchten, deren Hilfe aber zu spät kam, so dass dem
illyrischen
Kommandanten
Demetrios von Pharos die Insel übergeben wurde. Zur gleichen Zeit
aber erklärten die
Römer der
illyrischen Königin
Teuta den Krieg, da ihre
Piraten trotz mehrfacher Warnung nicht davon abgelassen hatten römische
Handelsschiffe zu überfallen. Die
römische Flotte unter den beiden amtierenden Konsulen segelte 229 v. Chr. gegen die
illyrischen Küsten und Korkyra. Dem
Konsul Cn. Fulvius gelang es leicht den Kommandanten
Demetrios, der seine
Stellung bei der Königin ohnehin gefährdet sah, zur Übergabe zu bewegen. Nach
einigen Kämpfen an den Küsten
Illyriens unterwarf sich auch die Königin im
Jahre 228 v. Chr.
Die römische Zeit
Die
Römer errichteten Stützpunkte an der Küste und Korkyra gelangte unter ihr
Protektorat. Die Insel hatte innere Autonomie und
brach mehr oder weniger ihre politischen Verbindungen mit den anderen
griechischen Staaten ab. Während der zahlreichen Feldzüge, die die Römer in den
folgenden Jahren gegen
Makedonien führten war sie häufig Winterquartier für die
römischen Truppen.
In der Zeit der
römischen Herrschaft nahm die
Bedeutungslosigkeit der Insel immer mehr zu. Zwar bildete sie nach wie vor eine
beliebte Zwischenstation auf dem Weg vom italienischen Festland zu den östlichen
Provinzen, doch waren die Zeiten politischer Unabhängigkeit und wirtschaftlicher
Größe vorbei. Erwähnt wird Korkyra demzufolge denn auch meist nur als
Zwischenetappe
römischer Kaiser und Feldherren.
An antiken Bauwerken aus
römischer Zeit fand man die
Reste einiger Villen (z.B. im heutigen Benitses) oder die eines Theaters in
Kassiopi, wo Kaiser Nero einmal zu Ehren des
Jupiter Cassius gesungen haben
soll.
Die byzantinische Zeit
Die an die
römische Zeit anschließende
byzantinische
Epoche ist zwar die längste in der Geschichte Korfus, doch weiß man über diese
Zeit nur relativ wenig, denn auch über das Ostreich brachen die Wirren der
Völkerwanderungszeit herein, unter denen natürlich ein so strategisch wichtiger
Punkt wie die Insel Korfu zu leiden hatte. Nach der Reichsreform des
Diokletian
(293 n. Chr.) gehört die Insel zum
oströmischen Reich und teilt zunächst das
Schicksal des benachbarten Kontinents.
Das Ende des 4. Jahrhunderts steht zunächst im
Zeichen des
Westgoteneinfalls unter
Alarich, dessen Macht sogar durch den
Kaiser Arkadios anerkannt werden musste. Dieser machte den König der
Westgoten,
die mit ihren Truppen im
Epirus standen, zum "magister militium" der Provinz
Illyrien zu der damals auch Korfu gehörte. Doch schon 401 zog das Volk
weiter nach Italien.
Der nächste große Angriff gegen Korfu erfolgte 466
durch die Vandalen, die mit ihren Piratenflotten die Küsten des Mittelmeers
heimsuchten. Unter Geiserich landeten sie auf der Insel, doch konnten sie die
Stadt nicht belagern, weil sie auf ihren Raubzügen keine Belagerungsmaschinen
mitführten. Da sie aber immer einige Pferde an Bord hatten, gelang es ihnen in
kurzer Zeit die gesamte Insel zu plündern, die sie kurz darauf mit reicher Beute
verließen.
Um das Jahr 550 folgte ein
ostgotischer Angriff
gegen Griechenland als Vergeltungsschlag für die Aktivitäten des
oströmischen
Feldherrn Belisarius in Italien. Der
Ostgotenkönig
Totila rüstete eine Flotte
von 300 Schiffen aus, mit denen er gen Osten segelte. Erste Station auf seinem
Weg gegen Byzanz war natürlich wieder Korfu, welches erneut geplündert wurde.
Zwischen dem Ende des 6. Jahrhunderts und dem Beginn
des 9. Jahrhunderts drangen die Slawen nach Süden vor und besiedelten den
Peloponnes und kontrollierten ihn schließlich. Mit ziemlicher Sicherheit dürften
sie auch auf Korfu Fuß gefasst haben, denn sie waren recht gute Seefahrer, was
sie durch ihre Vorstöße bis nach Kreta (623) bewiesen.
Nach den
germanischen
Völkerwanderungsheeren zog
eine neue große Gefahr gegen
Byzanz auf, die
Araber und
Sarazenen. Immer wieder
griffen sie die Küsten des Reiches an und drangen sogar bis zur Hauptstadt
Konstantinopel selbst vor. Für die Verteidigung des Landes und der Hauptstadt
mussten natürlich auch die Korfioten ihren Anteil dazu tun. So z.B. für
die Verteidigung
Konstantinopels im Jahre 717 gegen die
Araber. Als Reaktion auf
die ständigen Angriffe wurde das Reich in
Themen aufgeteilt, wodurch die
militärische Schlagkraft erhöht werden sollte. Die
Theme war ein militärischer
Verwaltungsbezirk, der ein
Stratege ( vergleichbar einem Militärgouverneur)
vorstand. Korfu gehörte damals zur
Theme
Kephallonia, scheint aber später seine
abhängige Stellung innerhalb der
Theme aufgegeben zu haben.
Neben den Arabern im Süden und Osten des Reiches
drohte aus dem Norden immer wieder die Gefahr einer
slawischen bzw.
bulgarischen Eroberung für das
byzantinische Reich, so musste
912 Korfu 40
Schiffe zur Verteidigung von
Konstantinopels entsenden.
Im 10. Jahrhundert, in dem erstmalig der Name Korfu
erwähnt wurde, konnte die Insel überhaupt wieder an seine maritimen Traditionen
anschließen, denn für den Kampf gegen die
Araber in Süditalien wurde Korfu der
Hauptstützpunkt für die
byzantinische Flotte, die im übrigen später von
Papst
Sergius, den
Venezianern und den
Normannen Unterstützung erhielt.
Doch gerade die
Normannen waren es, die in der
zweiten Hälfte des 11. Jh. das Reich von Westen her bedrohten. Ihr Herzog
Robert Guiscard setzte zusammen mit seinem Sohn
Bohemond und einer Flotte über die
Straße von Otranto und eroberte neben einem Küstenstreifen auch Korfu, doch
musste der Vater schon im folgenden Jahr wegen innenpolitischer Schwierigkeiten
zurück nach Süditalien und der Sohn konnte die eroberten Gebiete nicht halten.
Nachdem die inneren Unruhen beseitigt waren, wurde ein neuer Angriff gegen das
byzantinische Kaiserreich gestartet, diesmal mit einer Flotte von 120 Schiffen.
Vor Korfu kam es zu drei Seegefechten gegen die vereinigten
Byzantiner und
Venezianer, die jedoch in der dritten Schlacht besiegt wurden. Aber wieder kommt
dem Reich des Zufall zu Hilfe, Robert wurde kurze Zeit später auf der Insel
Kephallonia vom Fieber befallen und starb 70jährig daran im Jahre 1085. Wie
schon bei dem ersten Eroberungszug war es auch nun für den Sohn unmöglich die
erkämpften Gebiete zu halten und das
normannische Heer musste erneut nach
Italien zurückkehren.
Sechzig Jahre später waren es wieder die
Normannen,
die die Insel bedrohten. Der Neffe Robert Guiscards, Roger, hielt damals um die
Hand einer der byzantinischen Kaisertöchter an, doch wurde sein Vorschlag mit
Verachtung beantwortet und seine Botschafter beleidigt. Daraufhin schickte der
erzürnte
Normanne seinen Admiral Georg mit einer Flotte von 70 Schiffen im Jahre
1146 gegen Korfu, wo sie sich festsetzten. Erst 1152 konnten die
Byzantiner mit
Hilfe der
Venezianer, mit denen sie sich verbündet hatten, die Insel
zurückerobern. Während der Belagerung Korfus kam es zu Unstimmigkeiten zwischen
Byzantinern und
Venezianern, die schließlich in offener Feindschaft endeten.
Die Zeit der Kreuzzüge
Im Jahre 1202 sammelten sich die Adeligen Europas
wieder zu einem Kreuzzug in
Venedig, wo sie sich wegen Geldmangels für den
Schiffstransport zu Gegenleistungen für die
Republik verpflichten mussten. So
eroberten sie zunächst die
dalmatinische Stadt
Zara, die sich gegen
Venedig
aufgelehnt hatte. Danach trafen sich die
Kreuzfahrer auf Korfu, wo sie mit
Alexius Komnenus, einem Thronanwärter aus
Konstantinopel, zusammen kamen.
Schließlich am Pfingsttage segelte man gegen die Kaiserstadt, die dann auch
schließlich besiegt und geplündert wurde. Damit änderte sich natürlich auch die
politische Lage Korfus.
Zunächst war die Insel bei der Verteilung des
Kaiserreichs an Heinrich Graf von
Malta gefallen, in dessen Dienst ein
genuesischer Pirat namens Vetrano stand, der sich Korfus bemächtigt hatte, bis
er schließlich im Jahre 1207 von den
Venezianern vertrieben wurde. Diese konnten
sich aber nicht um die Verwaltung kümmern, da sie nach dem Fall
Konstantinopels
viele neue Kolonien gewonnen hatten, so dass sie die Insel an den
Despoten von
Epirus schnell wieder verloren, was um das Jahr 1210 geschah.
Der Despot, Michael Doukas I. war ein Vetter der
Kaiser Isaak II. Angelos und
Alexios III. Angelos. Er nahm an einem Zug des
Bonifaz von Montferrat durch Nordgriechenland teil, doch eilte er bald einem
epirotischen Statthalter zu Hilfe, nach dessen Tod er die Frau heiratete und
schließlich ganz Westgriechenland in seinen Besitz bringen konnte.
Im Jahre 1257 gibt er Korfu seiner Tochter bei ihrer
Heirat mit
Manfred von Sizilien, dem Sohn
Kaiser Friedrichs II. als
Mitgift. Die
Staufer waren in der damaligen Zeit sehr interessiert Reich in Süditalien durch
den Brückenkopf Korfu zu sichern. Doch entbrannte zu jener Zeit der Streit um
die Nachfolge der Staufer in Süditalien entbrannt.
Der Papst als
Lehnsherr des Südreichs hatte
Süditalien und
Sizilien an
Karl von Anjou, den Bruder des französischen Königs
Ludwig IX. gegeben, gegen den
Manfred im Jahre 1266 in der
Schlacht bei Benevent
fiel. Sein Großadmiral von Sizilien, Philip Chinard zog sich nach Korfu zurück,
um dort mit den Resttruppen die verbliebenen
Staufergebiete zu verteidigen.
Nikephorous Doukas, der Nachfolger Michaels als
Despot von Epirus, gab ihm
seine Schwägerin zur Frau, wobei er Korfu und einige Gebiete auf dem Festland
erhielt. Bei einem Festlandsbesuch wurde er in einen Hinterhalt gelockt und
ermordet. Daraufhin erkannten seine Truppen in
Karl von Anjou ihren
Lehnsherren
an, der ganz Süditalien und
Sizilien unterworfen hatte.
Korfu unter der Herrschaft des
Hauses Anjou 1267-1386
Karl I. setzte, nachdem er die Ausübung der Bräuche
und Sitten garantiert und das Eigentum der Korfioten geschützt hatte, einen
Generalstellvertreter im Range eines Kapitäns in Korfu ein. Dieser, mit Namen
Giordano di San Felice, hatte das Oberkommando über die Forts der Insel und die
Besitzungen an der Küste des
Epirus,
Butrinto und Sybota, die von den
Venezianern der Schlüssel Korfus genannt wurden.
Die Insel hatte für die
Angeviner, die die Politik
der
Normannen in der
Adria fortsetzten, große strategische Bedeutung, da sie
einerseits Byzanz, welches seit 1261 in
Konstantinopel wieder
erstanden war,
andererseits
Venedig in ihren Positionen zu schwächen suchten. Die
Kavallerie
Karls I. versorgte sich hier mit guten Pferden. Die
Salinen, die Weinberge, die
Olivenhaine und die Fischgründe bei
Butrinto lieferten wertvolle Produkte zur
Truppenversorgung; und schließlich diente die Insel auch noch der Anwerbung von
Truppen für die angevinische Flotte.
Besonders stark war die Insel aber wohl nicht
geschützt, gelang es doch den
angevinischen Gegnern aus
Sizilien die Insel
einige Male zu überfallen. So landete am 22.6.1286 eine Gruppe von
sizilianischen
Partisanen unter dem Kommando Berenger Villaurats einem Anhänger
Jakobs II. von Aragon. Nachdem sie eine Gruppe französischer
Söldner besiegt
hatten, plünderten sie die Insel. Im Jahre 1291 kam es zu einem Überfall unter
Roger de Lluria und schließlich wurde die Insel noch einmal im Jahre 1303 von
katalanischen Söldnern des Königs von
Sizilien unter dem Kommando von
Roger de
Flor heimgesucht.
Obwohl unter Karl II. 1294 die in der Goldbulle des
Jahres 1236 gegebenen Privilegien erneuert wurden, zeigten sich die Angeviner
bald als intolerant. Der
orthodoxe
Metropolit wurde durch einen
"megas protopapas" ersetzt,
der durch 32 Geistliche des Stadtkollegiums und eben so viele adelige Korfioten gewählt wurde.
Den Titel des Erzbischofs von Korfu erhielt ein Lateiner und die wichtigsten
Kirchen, darunter auch die
Kathedrale im Fort, wurden durch die katholische
Kirche besetzt. Außerdem übernahmen
Minoriten die meisten griechischen Klöster
nebst ihrem Grundbesitz. Korfu wurde damit zu einer geschätzten Zwischenstation
für fränkische Pilger, die sich auf dem Wege in das heilige Land befanden.
Die Toleranz der
Angeviner aber zeigte sich vor
allem in der Stellung der
Juden, die damals zwar erst in geringer Zahl auf der
Insel ansässig waren, sich aber nach und. nach in immer größerer Zahl auf der
Insel niederließen. Diese Juden, deren
Rabbiner und ein
Ghetto erstmals in einem
Text aus dem Jahre 1365 erwähnt werden, kamen ohne Zweifel aus der
Levante.
Die zivile und militärische Verwaltung war einigen
Provencalen und Italienern anvertraut. Diejenigen über die wir Näheres wissen,
hatten den Rang eines Kapitäns oder Generalstellvertreters, die den
König in
Neapel repräsentierten, in der Mitte des 14. Jahrhunderts waren sie häufig auch
gleichzeitig Schatzmeister und danach auch Inquisitoren eines königlichen
Gerichts in dem die örtlichen Richter saßen. Offizielle Verträge und
Schriftstücke wurden in Latein abgefasst, doch überwachte ein griechischer Notar
die Anfertigung von Verträgen zwischen Griechen und Ausländern, wenn die
Verträge ins Griechische übersetzt wurden.
Die venezianischen Dekarchien wurden nicht
aufgehoben, doch wurden sie in vier übergeordneten Bezirken zusammengefasst. Das
Land wurde zwischen dem königlichen Gut und den
Lehnsleuten aufgeteilt.
Karl I.
ließ eine Liste der neuen Lehen und den früheren durch Manfred und Chinard
vergebenen aufstellen. So entstanden auf Korfu insgesamt 24
Baronien. Es wurde
sogar ein spezielles Lehen für die
Zigeuner vergeben, die man, wahrscheinlich
vom Epirus herübergeholt hatte, da sie sich sehr gut auf die Pferdezucht
verstanden. Die Nutzniesser waren in einem Rat zusammengeschlossen, aus dessen
Mitte sie jährlich die Richter wählten und vier Vertreter repräsentierten die
Versammlung, von der ein Teil zur Beratung der öffentlichen Belange zugelassen
war.
Unter
Karl II. gab es auf Korfu eine Zeit des
Wohlstands. Er gab seinem vierten Sohn
Philipp von Taranto die Insel zum Lehen,
außerdem die Stadt und Burg von Butrinto mit den dazugehörigen Gebieten. Bei
seinem Tode verfügte
Karl II., dass die Lehen seines Sohnes in der männlichen
Linie vererbt werden sollten, beim Aussterben im Mannesstamme solle das Lehen in
der weiblichen Linie weitervererbt werden.
Nachfolger
Philipps von Taranto wurde im Jahre 1322
sein ältester Sohn Robert, der jedoch ohne Nachfolger starb und seine
Besitzungen seinem Bruder
Philipp II. von Taranto im Jahre 1363 hinterließ. Als
auch dieser im Jahre 1373 starb war damit die Linie der Anjou-Taranto erloschen.
Die beiden Brüder setzten die Politik ihres Vaters im wesentlichen fort, wodurch
die ruhigen Zeiten für Korfu weiter andauerten, weshalb Landwirtschaft und
Handel weiter aufblühten.
Philippe II. wiederholte das
Edikt zum Schutz der
Juden, die ohne Zweifel einige Schwierigkeiten mit der griechischen Bevölkerung
gehabt haben dürften. Seinen Beamten verbot er jede Einmischung in die
Angelegenheiten der griechischen Kirche, der er im Jahre 1364 ihre
Privilegien
wiederholte. Nach
Phillipes II. Tod (1373) fiel die Insel an die Königin von
Neapel
Johanna zurück, doch machte ihr nach 1380 Jaques de Baux (Giacomo di Balzo), ein Neffe
Philipps II. den Besitz streitig (Jaques de Baux war ein Sohn Margrets, der Schwester Philipps II. und des Herzogs von
Andria), da ihn sein
Onkel kurz vor seinem Tode als Nachfolger benannt hatte. Durch diese Unruhen,
die dem Tode
Philipps II. folgten, begünstigt, verstärkten sich die Beziehungen
zwischen Korfu und Venedig, so dass schließlich am 23. Mai 1386 eine Abordnung
bestehend aus 2 Griechen, 2 Italienern und 2 Juden nach
Venedig aufbrach, um
die Republik um Schutz zu ersuchen unter Anerkennung der vorhandenen
Privilegien der Bewohner.
Nur noch einige wenige bewachte Plätze wurden von
einer treuen angevinischen Garnison gehalten, so das Kastell St. Angelos in
Kassiopi und jenes in
Butrinto.
Diese beiden letzten ergaben sich den Venezianern, weil deren Gouverneur,
Ricardo d'Altavilla, die Zusicherung gegeben hatte das Leben der Besatzung zu
schonen. Das Kastell von Kassiopi wurde sofort zerstört, um zu verhindern, dass
es in die Hände der
Genueser falle.
Die venezianische Zeit
Die
Venezianer wurden durch ihren Admiral Gianni Miani geführt, der mit seiner Flotte direkt nach den Verhandlungen in Venedig in
Richtung Korfu gesegelt war.
Während der nun folgenden
400-jährigen
venezianischen Herrschaft über die Insel wurde im wesentlichen das
heutige Landschaftsbild geprägt. Im 15. Jahrhundert förderten die
Venezianer
gezielt die Anpflanzung von
Olivenbäumen durch Zahlung von Pflanzungsprämien.
Hierdurch ist also der heute noch sehr hohe Anteil der Ölproduktion an der
Landwirtschaft und das hohe Alter der Bäume erklärbar. Korfu wurde durch seinen
Ölreichtum zu einem Exportgebiet, musste aber andere Agrarprodukte, wie z.B.
Getreide, einführen.
In der Inselhauptstadt Kerkyra
wird der Jahrhunderte währende Einfluss der
Venezianer am deutlichsten; wohl
keine andere Stadt in Griechenland wirkt so italienisch wie
Kerkyra: Die
meistens 3- oder 4-geschossigen Bürgerhäuser der Altstadt und die stattlichen
öffentlichen Gebäude, wie das Rathaus oder die Residenz des katholischen
Bischofs, geben noch heute dem Besucher das Gefühl durch eine italienische
Kleinstadt zu gehen. Neben den zivilen, überwiegend barocken Bauwerken, sind die
aus jener Zeit stammenden imposanten Festungsanlagen das Stadtbild prägend. Ein
Grund für die Tatsache, dass Korfu ganz anders in Landschafts- und Siedlungsbild
ist als das übrige Griechenland, liegt darin, dass es nie unter türkische
Herrschaft kam, sondern seit dem Mittelalter bis zur Vereinigung mit
Griechenland im Besitz europäischer Mächte war. Es gab zahlreiche Versuche der
Türken, die Insel zu erobern. Die wohl bekannteste Belagerung fand im August
1716 statt, als die Insel erfolgreich unter dem in
venezianischen Diensten
stehenden deutschen Feldmarschall
Johann Matthias von der Schulenburg abgewehrt wurde.
Korfu seit der napoleonischen Zeit
Die
napoleonische Zeit brachte
auch für Korfu entscheidende Veränderungen, denn die seit 1386 bestehende
venezianische Herrschaft wurde im Jahre 1797 durch französische
Revolutionstruppen beendet. Sie konnten sich aber nur zwei Jahre auf der Insel
behaupten, die anschließend unter russische Protektion und im Jahre 1807 erneut,
diesmal aber kaiserlich französische Besatzung geriet. Auf dem
Wiener Kongress
beschloss man eine
Republik der Ionischen Inseln zu bilden, die unter dem Schutz
Großbritanniens stehen sollte. Die nun folgenden 50 Jahre britischen Einflusses
brachten der Insel viele Vorteile. Die Infrastruktur wurde entscheidend
ausgebaut, besonders sind die Straßenbaumaßnahmen und der Bau eines
Wasserspeichers zur Versorgung der Stadt zu erwähnen. Da Kerkyra Hauptstadt der
Republik war, wurden hier alle wichtigen Institutionen angesiedelt; es kam sogar
zur Gründung einer Universität.
Als der dänische
Prinz Wilhelm
zum Nachfolger von
Otto I. zum griechischen König gewählt wurde, sah sich
Großbritannien in der Lage die Inselrepublik mit dem griechischen Königreich zu
vereinigen, da der neu gewählte König ein Verwandter der englischen Königin
Viktoria war. Damit wurde einem lang gehegten Wunsche der Inselbewohner
entsprochen, doch verlor Kerkyra damit seine Hauptstadtfunktion und wurde statt
dessen zu einer Provinzstadt, die am äußersten Ende des Königreichs gelegen war.
Die Universität wurde ebenfalls geschlossen, bzw. mit der neu gegründeten
Athener Universität vereinigt. Gewisse Bedeutung behielt die Insel aber noch,
denn der ehemalige britische Gouverneurspalast wurde zur Sommerresidenz der
griechischen Könige. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts ließ sich die
österreichische
Kaiserin Elisabeth 1892
das Palais
Achilleion auf der Insel erbauen, welches
nach ihrer Ermordung (1898) im Jahre 1907 von Kaiser
Wilhelm II. gekauft wurde.
Dieser kam alljährlich bis zum Kriegsausbruch 1914 im Frühsommer nach Korfu. Die
Besuche der Monarchen weckten natürlich das Interesse für die Insel nicht nur in
ihren Heimatländern.
Während des Ersten Weltkriegs war
Korfu Sitz der
serbischen Exilregierung. 1923 rückte die Insel nochmals in den
Blickpunkt des Weltgeschehens, als Kerkyra durch
Mussolinis Flugzeuge
bombardiert wurde Dies galt als Vergeltung für ein Attentat auf einen
italienischen General, der Mitglied einer Grenzregelungskommission zwischen
Albanien und Griechenland war.
1941 wurde die Insel wie der
größte Teil Griechenlands von Italien besetzt, wobei offensichtlich Pläne von
italienischer Seite bestanden, die Insel nach dem Kriege zu annektieren. Während
des Krieges wurde Kerkyra sowohl von den Deutschen und Italienern als auch von
den Alliierten angegriffen, was die Zerstörung ausgedehnter Flächen der Altstadt
zur Folge hatte.
Erst im Jahre 1958 wurde der
Kanal von Korfu wieder entmint, so dass die Fährschiffe von Italien nach
Griechenland die Insel besser anlaufen konnten. Hierdurch wurde die Insel für
Besucher schneller erreichbar und so ist denn auch die Entwicklung seit dem Ende
der 50er Jahre von einem stetigen Ausbau der Fremdenverkehrseinrichtungen und
einem jährlich wachsenden Strom von Besuchern gekennzeichnet (siehe
Fremdenverkehr auf Korfu).
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