Die Geschichte bzw. Besiedlung Rügens lässt sich
durch Funde bis in die mittlere Steinzeit (ca. 8000 v.Chr.) zurück verfolgen.
Deutliche Zeichen einer frühen Besiedlung sind die zahlreichen Großsteingräber,
die aus der Zeit zwischen 3000 bis 1800 v. Chr. stammen und von denen heute noch
ca. 50 existieren.
Zur Zeit der Römer wird Rügen von dem
ostgermanischen Stamm der Rugier bewohnt, die der Insel auch Ihren Namen geben.
Im Zuge der Völkerwanderung verlassen sie die Insel gen Süden wie andere
germanische Stämme auch. Ab ca. 400 wandern slawische Stämme in die verlassenen
Gebiete ein. Rügen wird vom Stamm der Ranen besiedelt. Sie errichten
Befestigungsanlagen und Heiligtümer für ihren Gott Svantevit, dessen größter
Tempel am Kap Arkona derzeit durch Archäologen ausgegraben wird, um einer
Zerstörung durch die Natur vorzukommen, denn er liegt direkt am Kliff und ist
durch fortschreitende Erosion gefährdet.
Die Ranen sind zwischen dem 8. und 12.
Jahrhundert ähnlich gefürchtet wie die Wikinger, da sie ausgezeichnete Seefahrer
sind und die benachbarten Küsten der Ostsee heimsuchen. Darüber hinaus treiben
sie aber auch umfangreichen Handel. Das Gebiet der Rüganer Fürsten gerät jedoch
zunehmend unter Druck seitens seiner Nachbarn. Die sächsischen Herzöge
expandieren von Westen her und machen die Fürsten Mecklenburgs zu ihren
Lehnsträgern. Im Osten bildete sich das Herzogtum Pommern und von Norden wird
Rügen durch die Dänen bedrängt. Im Jahre 1168 erobert der dänische König
Waldemar I. zusammen mit den mecklenburgischen und pommerschen Vasallen
Heinrichs des Löwen Rügen und zerstört das letzte slawische Heiligtum am Kap
Arkona. Das nun von Dänemark lehnsabhängige Fürstentum Rügen wird
christianisiert und untersteht dem dänischen Bistum Roskilde. Es folgt eine
verstärkte Einwanderung deutscher Siedler, die jedoch kaum geschlossene
Ansiedlungen auf der Insel bilden. Kulturell und sprachlich setzt sich der
deutsche Einfluß jedoch immer mehr durch. Die letzte slawisch sprechende Frau
soll um 1400 gestorben sein.
Im Jahre 1282 wird Rügen deutsches Lehen und 1321
schließt der letzte rüganer Fürst Witzlaw III. mit dem Herzog Wartislaw IV. von
Pommern-Wolgast einen Erbvertrag ab, auf Grund dessen nach dem Tode Witzlaws
Rügen im Jahre 1325 an Pommern fällt, zunächst als separate Linie Barth und ab
1478 für immer mit Pommern vereinigt.
Während der Reformation wird Rügen ebenso wie
ganz Pommern evangelisch, bleibt jedoch Teil des nun auch evangelischen Bistums
Roskilde. Erst Anfang des 17. Jh. wird Rügen Teil der pommerschen Landeskirche.
Einschneidender als die Reformation ist der 30-jährige Krieg für Rügen. Nicht
nur Kriegswirren sondern das Aussterben des pommerschen Herzogshauses im Jahre
1637 macht Rügen zum Spielball der Kriegsparteien. Beim westfälischen Frieden
erhält Brandenburg Hinterpommern wegen bestehender Erbverträge und Schweden als
einer der Sieger Vorpommern mit Rügen.
In den Jahren danach kommt es zu zahlreichen
Kriegen (1. Nordischer Krieg 1655 - 1660; Holländischer Krieg 1672 - 1679), die
auch Rügen betreffen, vornehmlich zwischen Preußen und Schweden, bei denen die
Preußen ständig versuchen Vorpommern ihrem Staat einzuverleiben. Dies gelingt
jedoch trotz militärischer Erfolge nicht, da die europäischen Großmächte,
insbesondere Habsburg und Frankreich nicht an einer weiteren preußischen
Expansion interessiert sind. Durch die Niederlage Schwedens im zweiten
Nordischen Krieg (1700 - 1721) kommt es 1720 zum Friedensschluss von Stockholm,
in dem Preußen Stettin und Teile Vorpommerns zugesprochen werden, doch dauert
die Schwedische Zeit Rügens und der anderen Teile Vorpommerns mit Stralsund und
Greifswald noch bis 1815.
Die Situation der Bevölkerung Rügens erfährt ab
dem 16. Jahrhundert einschneidende Veränderungen, denn die Dienste und Abgaben,
die die Bauern zu leisten haben, nehmen ständig zu - es beginnt das Bauernlegen,
was schließlich dazu führt, daß am Ende des 18. Jahrhunderts 2 Drittel der
Bevölkerung Leibeigene sind. Erst 1806 wird durch den schwedischen König die
Leibeigenschaft in all seinen deutschen Besitzungen und damit auch auf Rügen
aufgehoben.
Nach dem Winer Kongress 1815 werden die ehemals
schwedischen Gebiete Vorpommerns preußisch. und bleiben es bis 1945. Innerhalb
der DDR gehört Rügen zum Bezirk Rostock und nach der Wende zum 1990 entstandenen
Bundesland Mecklenburg-Vorpommern.
Im 19. Jahrhundert erfolgt die Gründung von
Seebädern (zuerst 1816 in Putbus durch Fürst Malte I.) und die Erschließung der
Insel durch Eisenbahnstrecken.. Ab 1860 entwickelt sich Saßnitz zum führenden
preußischen Seebad. Die Kreideverarbeitung setzt ein und der Hafen Saßnitz
entwickelt sich zu einem wichtigen Fährhafen für Personen und Güter.
Während der Zeit des Nationalsozialismus wird mit
dem Bau des"Kraft-durch-Freude"-Bades Prora begonnen, was jedoch unvollendet
bleibt. Nach dem Krieg werden die Gutsbesitzer Rügens enteignet und das
Land wird an "Neubauern" aufgeteilt. Doch in den 50er Jahre setzt die
Zwangskollektivierung ein, die bis Ende 1960 abgeschlossen ist. Von nun an
bewirtschaften Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaften (LPGs) das Land.
Auch das private Hotel- und Pensionsgewerbe wird in den 50er Jahren beseitigt.
1986 wird in Mukran der Güterfährhafen seinen
Betrieb auf, von wo eine Eisenbahnfähre u.a. in das litauische Klaipeda
verkehrt. Hierdurch vermeiden die Sowjettruppen den Transit durch das damals als
instabil geltende Polen.
Im Jahre 1990 kommt es zu den ersten freien
Wahlen nach der Wende. Die Entwicklung auf der Insel ist in den 90er Jahren
insbesondere durch den Wandel und Ausbau des Fremdenverkehrs gekennzeichnet.
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